Neben alternativen Verpackungen und konsequentem Recycling braucht es wohl auch einen Vertrag wie das Pariser Klimaabkommen

Bislang dürften sich zwischen 86 Millionen und 150 Millionen Tonnen an Kunststoffmüll in den Ozeanen angereichert haben – so das erschreckende Ergebnis einer erst vor wenigen Tagen vom WWF und dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven vorgestellten Studie.

„Ohne ein rechtsverbindliches globales Abkommen analog zum Pariser Klimavertrag der Vereinten Nationen wird sich das Problem aber wohl nicht lösen lassen“, sagt Paul Buchwitz, Fondsmanager des DWS Concept ESG Blue Economy. Verbände wie der World Wide Fund For Nature fordern daher, dass die Regierungen bei der Umweltversammlung UNEA-5.2, die vom 28. Februar bis zum 2. März in Kenias Hauptstadt Nairobi tagt, den Vereinten Nationen das dafür nötige Verhandlungsmandat erteilen.

Der Kunststoffmüll in den Ozeanen speist sich aus unterschiedlichen Quellen. Ein wichtiger Faktor ist die dramatische Zunahme von Wegwerfartikeln wie Plastiktüten oder Trinkhalmen aus Kunststoff. Hinzu kommen Netze, Seile oder Schnüre aus weggeworfenem oder verlorengegangenem Fischereigerät. Ein weiterer großer Anteil entfällt auf so genanntes Mikroplastik.

Ohne Prochlorococcus marinus kann der Sauerstoff knapp werden

Doch warum ist die Kunststoffflut für die Weltmeere und andere Ökosysteme so gefährlich? Zunächst verfangen sich Fische oder Vögel in Netzen, Seilen oder Schnüren und verwunden sich so, verlieren Gliedmaßen oder strangulieren sich. Mikro- und Nanoplastik landet über die Nahrungskette in den Mägen nahezu aller Meereslebewesen. Menschen nehmen diese Partikel wohl über die Nahrung auf, wurde der AWI-Untersuchung zufolge doch Mikroplastik in fast allen Verbreitungsgebieten von Miesmuscheln und Austern nachgewiesen, die üblicherweise ganz gegessen werden. Tödliche Folgen hat die Aufnahme kleinster Kunststoffteile für Bakterien wie das Prochlorococcus marinus, die für die Produktion von schätzungsweise 20 Prozent unseres Sauerstoffs und die Aufnahme von 20 Prozent allen Kohlendioxids verantwortlich sind.

Die beiden wichtigsten Wege der Vermüllung der Ozeane Einhalt zu gebieten dazu seien Materialalternativen und Recycling, so Buchwitz. Die Reinigung der Weltmeere vom Kunststoffmüll sei aus technischer und finanzieller Sicht heute noch keine Alternative. Mit Blick auf die beiden machbaren Ansätze konstatiert Buchwitz, dass sie für Anleger sehr gut investierbar seien.

In der EU beispielsweise belaufe sich die Kapazität, Abfall einsammeln und recyceln zu können, gegenwärtig auf geschätzt 36 Prozent der Gesamtmenge. Allerdings müssten laut Verordnung schon 2025 mindestens 50 Prozent aller Kunststoffverpackungen recycelt werden, bei allen Verpackungen seien bis dahin sogar 65 Prozent gefordert. „Dies könnte die Auftragsbücher von Unternehmen füllen, die Anlagen bauen, die Plastikmüll möglichst vollständig erfassen, sortieren und zu Granulat aufbereiten, das von der Industrie weiterverarbeitet werden kann“, so der Fondsmanager.

Papierindustrie profitiert schon heute sichtbar

Ähnlich gut ist dem Fondsmanager zufolge die Lage bei den Alternativen für Plastik. So arbeite etwa in den USA eine Reihe börsennotierter Unternehmen an biologisch abbaubaren Kunststoffen. Zwar gebe es hier noch gewisse Einschränkungen, etwa dass sich das Material nur unter bestimmten Bedingungen zersetze, trotzdem seien die Fortschritte bei dieser Technologie beachtlich. „Schon lange perfektioniert sind hingegen die Prozesse zur Herstellung anderer Verpackungsalternativen wie Papier und Karton. Hier lässt sich schon deutlich erkennen, dass der Trend zu anderen Verpackungsmaterialien das Wachstum der Unternehmen beschleunigt“, sagt Buchwitz. Ähnliches gelte für Metallbehälter etwa aus Aluminium, deren CO2-Fußabdruck gegenüber bestehenden Alternativen wettbewerbsfähig sei.

Unglücklicherweise hat die Kunststoffindustrie der AWI-Studie zufolge seit 2010 aber etwa 180 Milliarden Dollar in neue Fabriken investiert, was in den kommenden Jahrzehnten zu einem Anstieg der Produktion um 40 Prozent führen könnte. Daher müssen Plastikalternativen und möglichst umfassendes Recycling wohl tatsächlich durch ein zusätzliches politisches Rahmenwerk im Kampf gegen die Vermüllung der Ozeane unterstützt werden. „Das Treffen in Nairobi wäre die Gelegenheit, dafür den Startschuss zu geben“, appelliert Buchwitz.

 

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