Emission Impossible: Chancen im Kohlenstoffbereich
Die internationalen Kohlenstoffmärkte und die Bepreisung von Kohlenstoffemissionen gelten im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel als wirksames Mittel. Hierüber soll sichergestellt werden, dass eine Minderung von CO2-Emissionen marktwirtschaftlich und kosteneffizient dargestellt werden kann. In angehängten Artikel nehmen wir uns des EU-Emissionshandelssystems an und untersuchen EU-Kohlenstoffzertifikate als eigenständige Anlageklasse sowie entsprechende Maßnahmen von Regierungen, Unternehmen und Investoren.
Bepreisung von Kohlenstoffemissionen als wirtschaftliche Chance
Kohlenstoffemissionen stellen eines der größten Marktversagen dar. Der Schaden, welcher hierdurch an der Natur und damit für heutige und zukünftige Generationen entsteht, wird derzeit nicht von den Unternehmen getragen, welche diese Emissionen verursachen. Mit einer Kohlenstoffsteuer oder einem Cap-and-Trade-Markt würden die negativen externen Effekte in Geschäfts- und Investitionsentscheidungen einbezogen. Die Bepreisung von Kohlenstoffemissionen bietet wirtschaftliche Chancen und kann als kosteneffiziente und wirksame Methode zur Senkung der Emissionen so gestaltet werden, dass sie allen Interessenträgern gegenüber fair ist.[1]
Europa ist führend bei Kohlenstoffpreisen
Nach vielen Jahren sind die globalen Kohlenstoffmärkte nun zu neuem Leben erwacht, wobei Europa im Mittelpunkt dieser Renaissance steht. EU-Kohlenstoffpreise[2] erreichten im Januar dieses Jahres ein Allzeithoch von 90 Euro pro Tonne. Das ist ein Anstieg von 355 Prozent seit März 2020. EU-Emissionszertifikate waren im vergangenen Jahr dabei die bei weitem leistungsstärkste Anlageklasse. Zudem sind die Kohlenstoffrenditen normalverteilt, weisen eine abnehmende Volatilität auf, bieten aber möglicherweise noch keine signifikanten Vorteile bei der Diversifizierung des Aktienportfolios.
Trotz der Risiken einer Preisumkehr nach einer so starken Rallye dürften strukturelle Kräfte die Preise mittelfristig noch weiter in die Höhe treiben, da die Kohlenstoffmärkte zu einem noch wichtigeren Instrument für Netto-Null-Ziele werden. Wir gehen davon aus, dass der EU-Preis in den nächsten zwei Jahren bei etwa 80 Euro bleiben und in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts 100 Euro erreichen wird. Es besteht dabei ein gewisses Risiko politischer Interventionen, die das Marktvertrauen untergraben und die Dekarbonisierungsbemühungen beeinträchtigen könnten.[3]
Viele Regierungen stärken die Kohlenstoffmärkte.
China zum Beispiel startete seinen nationalen Kohlenstoffmarkt im vergangenen Jahr, Europa plant Importeure wichtiger Industrieprodukte zum Kauf von Kohlenstoffzertifikaten zu verpflichten und auf dem UN-Klimagipfel COP26 wurde ein neues globales Kohlenstoffmarktabkommen erzielt. Dieses könnte dazu beitragen, den internationalen Handelsmarkt für Kohlenstoff[4] wiederzubeleben.
Allerdings werden bislang weniger als vier Prozent der globalen Emissionen durch einen Kohlenstoffpreis von über 40 US-Dollar pro Tonne CO2 reguliert – und selbst dieser Preis liegt im unteren Bereich dessen, was zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens als erforderlich erachtet wird[3]. Die Bank of England hat Unternehmen gewarnt, sich auf einen Kohlenstoffpreis von 150 US-Dollar pro Tonne vorzubereiten[5]. In einigen Unternehmen wird intern[6] von mehr als 200 US-Dollar pro Tonne ausgegangen. Noch höhere Kohlenstoffpreise könnten erforderlich sein, um die Entwicklung von Technologien zur Kohlenstoffbindung und -speicherung wirtschaftlich rentabel werden zu lassen[7].
Institutionelle Investoren unterstützen den Handelsmarkt für Kohlenstoff
Über einen mit EU-Zertifikaten gedeckten Exchange Traded Commodity (ETC) können Institutionelle Anleger Zugang zum EU-Kohlenstoffmarkt erhalten, was eine wichtige neue Komponente von Netto-Null-Strategien sein könnte. Investoren können im Handel mit Kohlenstoff eine wichtige Rolle spielen, indem sie einerseits Regierungen ermutigen, ihre Politik zu stärken, und Unternehmen dazu auffordern sich für Kohlenstoffmärkte einzusetzen.
Betrachtet man die unterschiedlichen Anlageformen, ist festzuhalten, dass der direkte Kauf von EU-Zertifikaten, im Gegensatz zu Offsets und Futures auf Kohlenstoffzertifikate, zu einer realen Emissionsreduktion führen kann — eine Konsequenz von Preiseffekten sowie einer Annullierung und damit Verknappung von Zertifikaten durch die EU-Marktstabilitätsreserve. Die Analyse von drei verschiedenen Berichten[8] kommt zu dem Schluss, dass der Besitz eines EU-Zertifikates für neun Jahre zwischen 1,38 und 1,48 Tonnen CO2 Emissionen verhindert sowie eine gewisse Verzögerung der Klimaveränderungen zur Folge haben kann. Eine Garantie für diese Prognosen gibt es natürlich nicht.
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1. Carbon pricing leadership coalition (2018). Leitfaden für Kohlenstoffpreisgestaltung CPLC 2018
2. BBG Finance LP (Januar 2022)
3. Welt Bank (Mai 2021). 2021 Satus quo und Trends bei der Kohlenstoffpreisgestaltung
4. Autonomy Capital (Juni 2021). “For carbon pricing, the only way isn’t necessarily up”
5. Bank of England (Mai 2021). Climate change – plotting our course to Net Zero – Rede von Sarah Breeden
6. CDP (April 2021). “Putting a price on carbon”
7. IEA (November 2021).” Levelised cost of CO” capture by sector and initial CO2 concentration (2019)
8. SparkChange 2021: Independent Commodity Intelligence Services (November 2020). The EUA Market; LSE (August 2019). Emissions trading with rolling horizons