Lineare Ressourcengewinnung ist ein neues Phänomen
Für unsere Urahnen war Kreislaufwirtschaft das Natürlichste der Welt, aus reiner Notwendigkeit heraus, da so gut wie jede Ressource knapp war.[1] Der für wohlhabende Volkswirtschaf-ten typische lineare – also nicht zirkuläre – Ressourcen- verbrauch, der auf Produktion, Konsum und Entsorgung von Gütern ausgerichtet ist, hat seinen Ursprung erst im 20. Jahrhundert. Diese Linearität liegt zum Teil daran, dass bestehende Preismechanismen die sozialen und ökologischen Kosten nicht vollständig einbeziehen. CO2-Emissionen und der Klimawandel sind Beispiele hierfür. Daher versagt auch der sonst regulierende Mechanismus: Sobald ein Gut knapp wird, steigt sein Preis in der Regel, was wiederum Innovation fördert.[2] Im Moment steht es noch schlecht um die globale Kreislaufwirtschaft. Im Jahr 2023 bestehen nur sieben Prozent der gesamten in der Weltwirtschaft eingesetzten Fertigungsmaterialien aus Sekundärmaterialien, die nach dem Ende ihrer Nutzungsdauer wiederverwendet werden.[3]
Anreize verändern sich
Zum Glück erkennen immer mehr politische Entscheidungs-träger, insbesondere in Europa, die Notwendigkeit, Markt-mechanismen zu nutzen, um das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch abzukoppeln.[4] Die Europäische Invest- mentbank (EIB) beispielsweise hat bereits Kredite in Höhe von EUR 3.4Mrd. vergeben, um Projekte im Bereich der Kreislaufwirtschaft zu fördern (siehe Chart). Geschickt eingesetzt kann die Kreislaufwirtschaft ein intelligenter Weg sein, Kosten zu senken und disruptive Herausforderungen, etwa den demografischen Wandel, zu meistern.[5] So können zirkuläre Lieferketten beispielsweise vollständig erneuerbare, recycelbare oder biologisch abbaubare Materialien einführen, die in aufeinanderfolgenden Lebenszyklen verwendet werden können. Das erhöht auch die Sicherheit angesichts der zuletzt öfter auftretenden Lieferkettenstörungen. Außerdem können digitale Technologien Verbrauchern und Unternehmen helfen, ihre ungenutzten Güter zu vermieten, zu teilen, oder zu tauschen. So verändert das Product-as-a-Service-Geschäftsmodell die Anreize für die Hersteller bezüglich Langlebigkeit und Leistung der Produkte.[6]
EIB Kreditvergabe an Kreislaufwirtschaftsprojekte nach Sektor (2018-2022)
Quelle: European Investment Bank, Stand: 05/2023
Regulierung begünstigt länger haltbare Produkte
Die Verbreitung von Biodiversitätsregulierungen trägt auch dazu bei, schädliche Praktiken zu beseitigen, nachhaltigere Aktivitäten und eine umweltfreundliche Politik zu fördern. Der europäische Green New Deal[7] hat vielversprechende Möglichkeiten in Sektoren wie Fast Fashion, Mobilität und Bauwesen eröffnet. Man denke an Bekleidungsunternehmen, die in der Vergangenheit eher Mischtextilien verwendet haben, die schwer zu recyceln sind.[8]
Eine nachhaltige Lieferkette kann zum Gewinn beitragen
"Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten berücksichtigen, können umweltbewusste Verbraucher anziehen, was zu größerer Markentreue und damit höheren Marktanteilen führen kann. Dies verbessert nicht nur die Nachhaltigkeit der Unternehmen, sondern trägt auch zu deren Gewinnen bei", argumentiert Paul Buchwitz, Head of ESG Thematic Equity bei der DWS. Noch vor kurzem herrschte ein Flickenteppich an Vorschriften, die von Land zu Land variierten, weshalb Kreislaufwirtschaft nur selten grenzüberschreitend praktiziert wurde. Da aber globale Umweltbedenken weiter zunehmen, ist zu erwarten, dass sich regionale Normen annähern werden – häufig vermutlich in Anlehnung an die europäischen Regulationsmuster.[9]