- Indien ist 2023 auch deswegen zum Anlegerliebling avanciert, da China in gleichem Maße an Anlegergunst verloren hat.
- Wir rechnen mit einer Bestätigung der Regierung bei den anstehenden Wahlen, so dass die Reform- und Investitionspolitik fortgeführt werden dürften. Auch setzen wir auf eine anhaltende Dynamik bei den Dienstleistungsexporten.
- Indiens Aktien sind nicht billig, doch wir rechnen mit wachsendem Anlegerinteresse aus dem Ausland, auch aufgrund der Öffnung des Anleihemarktes, die letztlich auch die Währung weiter stabilisieren könnte.
Indien vereinte immer schon große Potentiale und Herausforderungen. Beide werden aktiver angegangen, weshalb das Land perspektivisch überdurchschnittlich attraktiv bleibt
Wer es drauf anlegt, kann Indien weiterhin als skeptisch betrachten: ein immer noch mangelhaftes Bildungswesen, hohe Jugendarbeitslosigkeit, geringe Frauenerwerbsquote, stagnierende Realeinkommen auf dem Land, eine nur bedingt funktionierende Infrastruktur, eine Regierungspartei, der Kritiker zunehmenden Autoritarismus vorwerfen und eine weiter zunehmende Luftverschmutzung. Für all das zahlt man als Investor einen Aufschlag von über 70 Prozent gegenüber der Bewertung anderer Aktienmärkte in der Region.
Viele dieser Meinungen konnte man schon seit Jahren vertreten und dem Markt entsprechend fernbleiben. Wer das gemacht hat, hat allein über die vergangenen zehn Jahre ein Plus von 160 Prozent an der Börse (Sensex, in Dollar gerechnet) verpasst. Was macht uns jetzt so zuversichtlich, dass das Land – über verschiedene Anlageklassen – weiterhin Potenzial bietet? Es ist die Mischung aus den bekannten Stärken Indiens mit aktuellen Entwicklungen. Zu ersteren zählt natürlich die nahezu ideale Altersstruktur der weiter wachsenden Bevölkerung, die absolute Größe des Landes, sowie das hohe Aufholpotenzial. Zu letzteren zählt eine umtriebige Regierung, die Reformen und Investitionen vorantreibt, eine zunehmende Anbindung Indiens an den Welthandel insbesondere über wachsende Dienstleistungsexporte, und die weitere Öffnung des Anleihemarkts. Dass der weitere Weg sowohl aus Markt- als auch volkswirtschaftlicher Sicht noch ein volatiler, beziehungsweise steiniger sein wird, liegt auf der Hand. Doch wir denken, dass die in dieser Studie aufgeführten Merkmale Indiens weitere ausländische Anlegergelder anziehen werden. Zumal der indische Markt eine unterdurchschnittliche Korrelation mit den entwickelten Märkten aufweist.
Aktienanleger mögen die Indien-Story. Absolut und relativ
Quellen: LSEG data and analytics, DWS Investment GmbH. Stand: 06.02.2024
1 / Ein Land voller Chancen und Gegensätze
1.1 Manchmal kann die Politik eben doch den Unterschied machen
Modis Wahl als Katalysator überfälliger Reformen
Indien gilt bereits seit einigen Jahren als Hoffnungskind, nicht zuletzt da seine Bevölkerung sich von 1965 bis heute verdoppelt hat, die Wirtschaft in den vergangenen 30 Jahren real im Schnitt um fast sieben Prozent pro Jahr gewachsen ist und sich das Land zu einer zunehmend integrierten und liberalen Marktwirtschaft entwickelt. So weit, so bekannt. Dennoch blieb Indien in vielerlei Hinsicht immer auch ein Versprechen, das nicht vollständig eingelöst wurde, wofür eine überdimensionierte, schwerfällige Bürokratie oder die unzuverlässige Verkehrsinfrastruktur die für jeden sichtbarsten Zeichen waren.
Der seit 2014 amtierende Premierminister Narendra Modi gilt jedoch als wichtiger Katalysator für Indiens jüngste Erfolge. Er hat die Abschaffung zahlreicher (in-)formeller Hemmnisse für den Binnenhandel beschleunigt, zum Beispiel durch die Einführung der nationalen Waren- und Dienstleistungssteuer.[1] Er hat zudem erfolgreich Wirtschaftsreformen mit Sozialprogrammen verbunden. Die Wahlen im Frühjahr 2024 werden daher mit Spannung erwartet. Anhand der meisten Marktkommentare kommt man schnell zum Schluss, dass Investoren einen Verbleib des in weiten Teilen der Bevölkerung populären Modi im Amt bevorzugen dürften. Nicht zuletzt, da der Digitalisierungsschub, der ein höheres Produktivitätswachstum in verschiedenen Sektoren verspricht, fortgesetzt werde dürfte. Allerdings besteht mittelfristig die Gefahr einer Schwächung der institutionellen Kontrollen durch die Bündelung der Macht in einer Hand (und Partei) über mehr als ein Jahrzehnt. Insofern könnte ein allzu überwältigender Wahlsieg Modis dieses Frühjahr hinderlich für einen weiterhin fruchtbaren politischen Wettbewerb sein, der für die notwendigen „Checks and Balances“ (Rahmenbedingungen funktionierender Demokratien) sorgen kann. Laut Methodik des Instituts V-Dem hat Indien unter Modis Führung auf einer von 0 bis 1 reichenden Demokratieskala 0,2 Punkte abgegeben[2], liegt mit 0,4 aber genau auf dem mittleren globalen Niveau und deutlich über den meisten anderen Schwellenländern.
Wirtschaftsausblick in aller Kürze
Wir erwarten für das im April beginnende Fiskaljahr Wirtschaftswachstum in Höhe von 6,5 Prozent nach geschätzten 6.8 Prozent im vergangenen Jahr. Wir rechnen mittelfristig mit einem potenziellen Wachstumspotenzial Indiens von 6,3 Prozent. Die Inflation sollte 2023 den Höhepunkt überschritten haben, allerdings hängt Indien als großer Nettoimporteur stark an der Entwicklung der globalen Rohstoffpreise (auch wenn man derzeit von günstigen russischen Importen profitiert). Wir erwarten keine Zinssenkung der Zentralbank im ersten Halbjahr. Das Handelsdefizit sowie die Staatsverschulung (rund 80 Prozent vom BIP) sind leicht rückläufig, weshalb wir mit einer nachlassenden Dynamik der Abwertung der Rupie gegenüber Dollar und Euro rechnen.
Auch außenpolitisch läuft es für Indien
Dass sich Indien nach der russischen Invasion der Ukraine in kein Lager drängen ließ und sich bereitwillig und zu guten Konditionen russische Rohstoffe, insbesondere Öl, sicherte, zeigt das Selbstbewusstsein, mit dem Indien seine geopolitische Lage ausspielt. Trotz dieses Beispiels dürfte die West-Bindung jedoch dominieren, wie unter anderem der Umstand zeigt, dass Indien Mitglied des „Quadrilateralen Sicherheitsdialoges“ (Quad) mit den USA, Australien und Japan ist.
Ausländische Direktinvestitionen ziehen seit Jahren an
Quellen: Haver Analytics, DWS Investment GmbH. Stand: 09.02.2024
Das Fiskaljahr ‘23 endet im März 2023, deckt also zu drei Vierteln das Vorjahr 2022 ab
Ein Ausweis des wachsenden Vertrauens ausländischer Anleger und Unternehmen in das Land sind die seit 2000 stark gestiegenen Direktinvestitionen in das Land. Gerade Private-Equity-Firmen haben ihr Engagement in Indien (und weiteren ASEAN-Staaten) stark erhöht, während sie es in China heruntergefahren haben. Dass allerdings auch diese Entwicklung keine Einbahnstraße ist, zeigen die jüngsten Rückgänge, die mit der Kehrtwende eines Auftragsfertigers im Sommer 2023 zusammenfielen, der USD 20 Mrd. investieren wollte[[Disclaimer:Foreign Policy Magazine, Why Did Foxconn Pull Out of Its India Deal?, Stand; 12.7.2023]]) und in obiger Grafik sichtbar werden. Inwieweit der Rückgang mit den immer noch hohen bürokratischen Hürden oder dem Zinsumfeld zu tun hat, sei dahingestellt.
1.2 Indiens Wirtschaft – genügend Grundlagen für das Wachstum?
Demographie – doppelter Rückenwind
Die grundlegenden Vorteile Indiens werden gerne im Vergleich zu China aufgezeigt, der augenscheinlichste ist die attraktivere Altersstruktur Indiens. Mit durchschnittlich knapp 30 Jahren ist Indiens Bevölkerung rund zehn Jahre jünger als Chinas. Entsprechend wird erwartet, dass die indische Erwerbsbevölkerung erst im Jahr 2040 ihren Höchststand erreichen wird, bei China geschah dies bereits 2015 (siehe dritte Grafik von hier). Außerdem verfügt Indien über ein größeres Aufholpotenzial, da sein Pro-Kopf-Einkommen bei 2.500 Dollar gegenüber 12.700 Dollar in China liegt. Dies spiegelt sich auch als erheblicher Wettbewerbsvorteil beim Thema Lohnkosten wider, wie die untere Grafik zeigt. Die Kehrseite dieser Zahlen aus Sicht ausländischer Exporteure ist natürlich die absolut gesehen deutlich geringere Kaufkraft indischer Konsumenten.
Indiens Lohnkostenvorteil
Quellen:Euromonitor, Weltbank, ILO, UNIDO, DWS Investment GmbH. Stand: 01.11.2023
Zurück zur Demographie. Eine geburtenkräftige, junge Bevölkerung ist das eine. Aus ökonomischer Sicht noch attraktiver wird es allerdings, wenn die Geburtenrate runtergeht, so wie es in Indien der Fall ist (allein von 2003 bis 2021 schrumpfte sie von 3,3 auf 2 Geburten je Frau[3]). Dies wirkt sich positiv auf das Abhängigkeitsverhältnis aus, welches ausdrückt, wie viele alte Menschen und Kinder die arbeitende Bevölkerung finanzieren muss. In den entwickelten Ländern, aber auch vielen Entwicklungsländern steigt dieses Verhältnis seit einiger Zeit bereits an, während für Indien damit gerechnet wird, dass es mindestens noch ein Jahrzehnt rückläufig sein wird. Damit kann unter den großen Volkswirtschaften gerade noch Indonesien mithalten.
Indiens Bevölkerung: die doppelte demographische Dividende
Quellen: Weltbank, United Nations Population Division's World Population Prospects: 2022 Revision, DWS Investment GmbH. Stand: 20.12.2024
Schwachpunkte: Jugendarbeitslosigkeit und Bildungsniveau
Allerdings ist auf Indiens Arbeitsmärkten nicht alles rosig. Da ist zum einen die hartnäckig hohe Jugendarbeitslosigkeit, welche nach Angaben der Weltbank in den vergangenen 20 Jahren von 14 auf zuletzt 22 Prozent gestiegen ist, auch wenn sich der Trend seit 2019 stabilisiert hat. Als Grund gilt vor allem die steigende Arbeitslosigkeit der gering Qualifizierten. Da ist zum andern aber auch die geringe Partizipationsrate der Frauen am Arbeitsmarkt, die nach Angaben der Weltbank nur 23,5 Prozent beträgt, im Vergleich zum globalen Mittel von rund 40 Prozent und 45 Prozent in China und 70 Prozent in Vietnam (wobei sich angesichts dieser Diskrepanzen auch Fragen nach der Erhebungsgenauigkeit und der Größe des informellen Sektors stellen). Entsprechend müsste Indien hier noch einiges auf die Wege bringen, um das volle Potenzial, welches sich etwa im direkten Vergleich der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (15-64 Jahre) gegenüber China ergibt, auch auszuschöpfen.
Anders als in China wird Indiens Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter noch länger wachsen
Quellen: UN department of social & economic affairs, DWS Investment GmbH. Stand: 01.11.20
Wenig Fortschritte im Bildungswesen…
Kein Ruhmesblatt und ein enormer Bremsklotz für Indiens Wirtschaftsentwicklung ist das Bildungswesen. Laut Untersuchungen der Nichtregierungsorganisation Pratham können gerade einmal 43 Prozent der 10- bis 11-Jährigen Texte lesen und verstehen, die für 7- bis 8-Jährige gedacht sind[4]. Überhaupt leiden die Schulen unter veralteten Lehrplänen und Inhalten. Nach Auswertung des vom World Economic Forum erstellten Global Competitiveness Report[5] werden sowohl im sekundären wie im tertiären Bildungsbereich die Schüler unzureichend auf die späteren beruflichen Anforderungen vorbereitet. Letztlich leidet darunter die Produktivität der gesamten Wirtschaft. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Wertschöpfung je Arbeitnehmer daher im Vergleich zu China sehr überschaubar entwickelt. Positiver sieht es bei der weiterführenden Ausbildung aus. Insbesondere bei Ingenieurs-, IT- und auch Managementfächern kann Indien mit Universitäten mit Weltruf aufwarten. Dies zeigt sich auch an der Vielzahl indischer Absolventen in den Top-Adressen im Silicon Valley.
…aber bei der Infrastruktur legt die Regierung gewaltig zu
Wenn alles so läuft wie geplant, dann wird Indiens Regierung im laufenden Haushaltsjahr (endet Ende März) 3,3 Prozent des BIPs investiert haben – gegenüber einem Schnitt von 2,1 Prozent über die vergangenen rund 15 Jahre.[6] Anders ausgedrückt sind die absoluten Ausgaben in den vergangenen drei Jahren um stolze 30 Prozent pro Jahr gestiegen. Diese beeindruckenden Zahlen dürften auch ein Grund dafür sein, dass es die Zentralbank mit Zinssenkungen nicht eilig hat und die Öffnung des Anleihemarktes für Ausländer vorantreibt. Schwerpunkte der Ausgaben ist der Bau von Häfen, Eisenbahnen und Autobahnen. Bloomberg Intelligence[6]schätzt, dass jeder Dollar, der für die Infrastruktur ausgegeben wird, einen zweifachen Multiplikatoreffekt auf das BIP hat und auf lange Sicht das Vierfache erreichen kann. Für das im April beginnende Haushaltsjahr plant die Regierung eine Erhöhung des Budgets für Anlageinvestitionen um „nur“ elf Prozent. Das dürfte Sorgen vor einer Überhitzung der Wirtschaft entgegenwirken.
1.3 Dienstleistungen überflügeln Warenproduktion
Die Reformen im Gütersektoren tragen überschaubare Früchte
Auch wenn der IT-Dienstleistungssektor als die Erfolgsgeschichte Indiens gilt, ist es angesichts des Entwicklungsstands von Indien – fast die Hälfte der Arbeitskräfte sind immer noch in der Landwirtschaft beschäftigt – wenig verwunderlich, dass der Staat auch das verarbeitende Gewerbe fördern will. Etwa durch die langfristigen Initiativen "Make in India" und das PLI (Productivity Linked Incentive Scheme). Dennoch lag der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am BIP im 3. Quartal 2023 bei etwas über 15 Prozent und damit niedriger als 2014 (Einführung des "Make in India"-Programms) und 10 Prozentpunkte unter dem für 2022 angestrebten Wert von 25 Prozent. Es bedarf also weiterer struktureller Unterstützungsmaßnahmen, um diesen Sektor voranzutreiben, auch wenn er eigentlich ohnehin Nutznießer jeglicher staatlicher Bemühungen sein sollte, die Infrastruktur zu verbessern. Laut Zahlen des Centre for Monitoring Indian Economy[7] haben sich die Ausgaben für das Zug- und das Straßenverkehrsnetz von unter 0,5 Prozent des BIP 2015 auf zuletzt 1,6 Prozent erhöht.
Das Defizit im internationalen Warenverkehr liegt auch daran, dass Indien im Globalen Welthandel (GVC: Global Value Chain) so gut wie nicht partizipiert. Etwa 70 Prozent des Welthandels werden innerhalb dieser Ketten abgewickelt, die eine breite Palette von Produkten umfassen, von Elektronik und Maschinen bis hin zu Arzneimitteln und Bekleidung – im Wesentlichen also jene Sektoren, die im PLI-Programm gefördert werden sollen. Darüber hinaus treibt Indien auch den grünen (Energie-)Wandel voran und fördert Investitionen in Sektoren wie Grüner Wasserstoff, Elektrofahrzeuge und Solarzellen. Die Regierung erwartet, dass sich Indiens Marktanteil an den globalen Exporten bis 2031 auf 4,5 Prozent gegenüber 2021 verdoppeln wird. Insbesondere dank der Dienstleistungen, der eigentlichen Erfolgsgeschichte Indiens, vor allem im High-Tech-Bereich. Sie gleichen das Defizit des Warenhandels mittlerweile nahezu aus, wie die Grafik zeigt.
Dienstleistungsplus kompensiert zunehmend das Güterminus
*Zahlungsbilanz, quartalsweise
Quellen: Reserve Bank of India, DWS Investment GmbH. Stand: 01.09.2023
Profitiert Indien letztlich von der enttäuschenden Entwicklung bei der Warenproduktion?
Die nächste Welle der Globalisierung wird wohl eher bei den Dienstleistungen als bei den Waren stattfinden, da erstere immer besser handelbar werden. Während China die Ära der Warenglobalisierung wie kein anderes Land für seinen Aufstieg genutzt hat, erwarten wir, dass Indien auf der Welle der Dienstleistungen reiten wird: Im Jahr 2022 sind die indischen Dienstleistungsexporte um 60 Mrd. US-Dollar auf USD 300 Mrd. gestiegen – ein Anstieg, der fast dem gesamten Handelsdefizit des Landes im Jahr 2019 entspricht. Die Segmente “computer software and services” sowie “business process outsourcing” wuchsen dabei um 12,2 Prozent auf USD 193 Milliarden.
Die Rolle der sogenannten Global Capability Centers (GCC), die von multinationalen Unternehmen, insbesondere aus den USA, eingerichtet wurden, ist maßgeblich für den starken Anstieg der Dienstleistungsexporte verantwortlich. Sie haben sich von einfachen Call-, IT- und Back-Office-Diensten auf Forschung und Entwicklung ausgeweitet, einschließlich Analytik, robotergestützter Prozessautomatisierung, maschinellem Lernen und Cloud Computing. Schätzungen zufolge sind 40 Prozent der GCCs weltweit in Indien angesiedelt, wo allein 1,7 Millionen Menschen beschäftigt sind. Die Zahl der Beschäftigten in der IT-Branche könnte sich bis 2031 auf 11 Millionen verdoppeln[8] Die Anbindung Indiens an die Weltwirtschaft im Dienstleistungsbereich ist heute so groß, dass sie die fehlende Anbindung an den Warenhandel "ausgleicht" und ihn in den kommenden Jahren locker überflügeln sollte.
2 / Indiens Kapitalmärkte werden erwachsen
2.1 Noch ist Indiens boomender Aktienmarkt die erste Adresse für Anleger aus dem Ausland
Allerdings notieren Aktien mit historisch hoher Bewertungsprämie
Ein Land mit der demographischen Struktur und den überdurchschnittlichen Wachstumsraten Indiens zieht zwangsläufig das Interesse ausländischer Anleger an, insbesondere wenn die rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen passen. Das allein reicht aber noch nicht. Letztlich möchte der Aktionär – Aktien sind das mit Abstand wichtigste Anlagevehikel ausländischer Investoren – Gewinne sehen. Gerade in Schwellenländern ist der Weg zwischen Wirtschaftswachstum und Gewinnen börsennotierter Unternehmen mitunter ein langer, gewundener. Dabei zeigt die untere Grafik zwei wichtige Entwicklungen: Während die Gewinne der Schwellenländer (auf Indexebene gerechnete Gewinne der vergangenen zwölf Monate je Aktie) über die vergangenen zehn Jahre sich kaum vom Fleck bewegten, gingen jene aus China sogar zurück (trotz einer Verdopplung des BIP in der gleichen Periode). Indien hingegen hat sich nicht nur besser entwickelt, sondern hat in den vergangenen drei Jahren noch zwei Gänge zugelegt.
So eine Entwicklung zieht natürlich eine gewisse Eigendynamik nach sich, die sich über mehrere Monate in starken Mittelabflüssen ausländischer Anlagegelder aus China Richtung Indien gezeigt haben. Angesichts des mittlerweile rekordhohen Bewertungsabschlags Chinas gegenüber den globalen Märkten dürfte diese Dynamik jedoch ihren Höhepunkt überschritten haben. Allerdings hat die stark divergierende Kursentwicklung beider Märkte mittlerweile dazu geführt, dass der MSCI India mit einer Marktkapitalisierung von 1,2 Billionen US-Dollar sich dem MSCI China mit 2 Billionen Dollar annähert und weit vor dem MSCI Hong Kong mit 0,3 Billionen Dollar liegt.
Seit vier Jahren sprudeln die Gewinne in Indien
*Gewinn je Aktie vergangene 12 Monate
Quellen: LSEG data and analytics, DWS Investment GmbH. Stand: 12.02.2024
Damit handeln Indiens Aktien mit einer fast rekordhohen Bewertungsprämie sowohl zu anderen Schwellenländern als auch zu Industrieländern. Mit 22 ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis[9] lauch gegenüber der eigenen Historie nahe Rekordständen. Wie die Grafik zeigt, fällt insbesondere der Abstand zu Asien auf, was aber wiederum auch eine logische Folge der niedrigen Bewertung Chinas ist. Von einer frappierenden Unterbewertung Indiens kann man bei diesen Zahlen nur schwer sprechen. Jedoch wissen nicht nur Aktionäre der großen US-Technologieaktien, dass die Bewertung allein ein sehr schlechter Indikator für kurz- bis mittelfristige Kursentwicklungen ist. Wenn das Gewinnwachstum sich weiterhin überdurchschnittlich entwickelt und die Reformanstrengungen der Regierung per Saldo eine höhere Dynamik entfalten als die weiter oben skizzierten Herausforderungen der indischen Gesellschaft die Wirtschaft bremsen, sollte Indien weiter mit einer Prämie handeln.
Mit der im nächsten Abschnitt besprochenen weiteren Öffnung der Anleihemärkte, der weiterhin vom Land angestrebten Erhöhung ausländischer Direktinvestitionen sowie dem steigenden Gewicht Indiens in der globalen Wirtschaft dürfte das Interesse ausländischer Anleger sogar noch weiter zunehmen.
Indiens Aktien werden mit einem ordentlichen Aufschlag gehandelt
1 Kurs/Gewinn-Verhältnis auf der Grundlage der Gewinnschätzungen für die nächsten 12 Monate
2 Indien-Datastream-Index - KGV
3 Welt-Datastream-Index - KGV
4 Asiatischer Datastream-Index - KGV
Quellen: LSEG data and analytics, DWS Investment GmbH. Stand: 06.02.2024
Fünf Trends, auf die die Anleger setzen[10] und die vor allem Indiens Nebenwerte bisher getrieben haben (sie haben sich in den vergangenen vier Jahren fast doppelt so gut wie die Standardwerte entwickelt[11]), lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. die "Premiumisierung" des Konsums, die die diskretionäre Nachfrage ankurbelt, 2. staatliche Investitionen, die Industrie- und Eisenbahnunternehmen beflügeln, 3. "Make-in-India", das Verteidigungswerte ankurbelt, 4. ein zunehmendes Interesse privater Haushalte an den Kapitalmärkten, das Finanzwerte beflügeln könnte, und 5. ein sprunghafter Anstieg der Dienstleistungsexporte. Wir halten, wie wir unten ausführen, einige dieser Themen allerdings schon mehr als genügend in den Sektorbewertungen an der Börse eingepreist.
Welche Sektoren schauen wir uns an?
Im Vergleich zu den Aktienindizes der meisten anderen Schwellenländern ist Indiens Aktienmarkt deutlich diversifizierter[[Disclamimer: In China entfallen 66 Prozent der Marktkapitalisierung auf die drei größten Sektoren, in Brasilien sind es 67 und in Indonesien gar 78 Prozent. Jeweils MSCI-Indizes, per 31.01.2024]]Auf Finanzen entfallen 25, auf Informationstechnologie 13, und auf Grundkonsum 12 Prozent der Marktkapitalisierung. Auch wenn wir die Einzeltitelauswahl in den Vordergrund jeder Investition stellen, lässt sich auch einiges zu den einzelnen Sektoren sagen.
Finanzwerte: Banken werden typischerweise als stellvertretend für den Wirtschaftszyklus eines Landes gesehen, sind also hochzyklisch. Wir halten sie angesichts des strukturellen Wachstumspotenzials Indiens für attraktiv bewertet. Die Sorgen des Marktes, wonach die Nettozinsmarge in einem Umfeld sinkender Zinsen leiden könnte und Indiens Banken zu viele ungesicherte Konsumentenkredite auf den Büchern haben, halten wir für übertrieben, auch wenn hier der Rückenwind der letzten Jahre nun der Vergangenheit angehört. Mehr Unterstützung findet sich jedoch in den meisten anderen Segmenten wie z.B. Immobiliendarlehen oder Unternehmenskrediten. Für letztere fängt der Zyklus jetzt erst an.
Immobilienwerte: Hier trifft ein strukturell ebenfalls interessanter Sektor auf die Aussicht fallender Zinsen, wovon der Sektor zweifach profitieren würde (Refinanzierung und Bewertung). Die strengere Regulierung der Angebotsseite bereits vor der Covid-Krise hat zu einer Bereinigung geführt, da als Nebeneffekt kleinere Entwickler aus dem Markt gepresst wurden. Wir setzen insbesondere auf die großen Entwickler, nachdem sich das Umfeld für die Angebotsseite nach drei schwereren Jahren wieder normalisiert hat, während der Bedarf an neuem Wohnraum ungebrochen ist.
Grundkonsum: Die Hoffnung auf eine wachsende Mittelschicht, die mehr und/oder höherwertige Produkte kauft (Premiumisierung) wird unseres Erachtens am Aktienmarkt zu hoch bewertet. Die Hoffnung mag sich zwar in Städten erfüllen, doch in den ländlichen Regionen kommt der positive Effekt des hohen Wirtschaftswachstums bei den Konsumenten nur eingeschränkt an. Die starke Abhängigkeit der Landbevölkerung von Wettereinflüssen (Monsun), sowie die hohe Nahrungsmittelinflation haben einen deutlichen Einfluss auf das Realeinkommen, das aktuell wenig Unterstützung für höhere Konsumausgaben liefert.
IT / Outsourcing: Die ausbleibende Rezession in den USA erhöht die Nachfrage nach Outsourcing-Dienstleistungen, nachdem sie in den vergangenen 2-3 Jahren eher mau war. Jetzt wird wieder an altes Trendwachstum angeknüpft. Die Aktien sind im indischen Kontext günstig bewertet und die operativen Trends sind vielversprechend. Vor allem die großen Outsourcing-Allround-Anbieter dürften ihr globales Geschäft weiter ausbauen.
Infrastruktur: Seit der Aufhebung aller Covid-Restriktionen treibt Premier Modi den Bau großer Infrastrukturprojekte wieder voran. Qualifizierte Unternehmen mit kritischer Größe sind jedoch rar, und so gehen wir davon aus, dass die vorhandenen ihre Marktposition sogar noch weiter konsolidieren werden können. Vor diesem Hintergrund halten wir den Sektor auch nach der Kursrally noch nicht für zu teuer.
Diskretionärer Konsum: Auch hier gibt es Profiteure der Formalisierung und Konsolidierung, namentlich im Einzelhandel. Im Automobilsektor finden wir ebenfalls interessante Einzelwerte. Zahlreiche neue Produktvarianten, gerade im Bereich der elektrischen Mobilität, stehen hier kurz vor dem Markteintritt, nachdem E-Mobilität in Indien bisher vornehmlich über Zweiräder Einzug gehalten hat.
2.2 Solide Zentralbank, sich öffnende Anleihemärkte
Zuverlässigkeit der Zentralbank hilft der Rupie
Indiens Zentralbank (RBI – Reserve Bank of India) genießt bei globalen Anlegern einen guten Ruf und fungiert als unabhängige Institution und recht zuverlässiger Währungshüter. Die seit rund zwei Jahrzehnten bestehende Ausrichtung auf die Politik der amerikanischen Federal Reserve (Fed) dürfte im Gefolge der strukturell rückläufigen Leistungsbilanzdefizite schwächer werden. Die Geldpolitik wird sich also zunehmend an nationalen Entwicklungen und Bedürfnissen orientieren können. Die RBI hat den Leitzins (den Reposatz) in diesem Zyklus (seit Mai '22) bereits um 250 Basispunkte auf 6,5 Prozent angehoben; wir rechnen im zweiten Halbjahr 2024 mit einer ersten leichten Lockerung.
Die Zentralbanken Indiens und der USA, und der Devisenkurs
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH. Stand 06.02.2023
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die indische Rupie gegenüber dem Dollar stetig an Wert verloren, worin sich insbesondere die höhere Inflationsrate und die schlechtere Handels- und Steuerbilanz im Vergleich zu vielen entwickelten Ländern spiegelt. Ausmaß und Geschwindigkeit der Abwertung stellen für die Unternehmen in ihrer Berechenbarkeit jedoch keine größere Herausforderung dar. Wir rechnen tendenziell mit einem Rückgang der Abwertungsgeschwindigkeit aufgrund sinkender Inflationsdifferenzen und niedrigerer Leistungsbilanzdefizite, die vor allem aus strukturell steigenden Dienstleistungseinnahmen resultieren.
Inflation noch leicht über angestrebtem Wert
Im Verhältnis zu vielen Industrieländern stellte der Inflationsanstieg in Folge der Coronapandemie und Kriege für indische Verhältnisse keinen so großen Ausreißer dar. Die Inflationsraten bewegen sich zwar tendenziell wieder nach unten, sind aber von den von der RBI anvisierten 4,0 Prozent noch ein Stück entfernt (im Januar fiel die Kernrate zwar auf 3,9 Prozent, die Gesamtinflation blieb aber über der 5-Prozent-Marke). In Indien entfällt fast die Hälfte der Konsumausgaben durchschnittlicher Haushalte auf Lebensmittel. Auch wenn die Bedeutung des Monsuns in Indien im Laufe der Jahre abgenommen hat, kann er sich immer noch stark auf die Nahrungsmittelinflation auswirken. Die Auswirkungen auf das indische BIP-Wachstum hingegen sind mittlerweile sehr begrenzt.
Indiens Inflation noch nicht auf Wunschniveau, aber auf richtigem Weg
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH. Stand: 13.02.2024
Schuldenstruktur macht Indien weniger anfällig für externe Schocks
Die indische Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP ist mit 82 Prozent im laufenden Haushaltsjahr nach wie vor hoch (sie sank jedoch von 89 Prozent im Haushaltsjahr 2021 und der IMF rechnet mit einem Rückgang auf 80 Prozent bis 2028[12]). Aktuell hat Indien zwar noch die dritthöchste Staatsschuldenquote unter den großen Schwellenländern (nach Brasilien und China), aber die Schulden sind weitgehend inländisch finanziert, ein erheblicher Anteil wird von lokalen Banken und der Zentralbank gehalten, was das Risiko in einer Stresssituation verringert. Das nominale BIP Indiens muss jährlich um zehn Prozent wachsen, um die Staatsverschuldung auf dem derzeitigen Niveau zu stabilisieren, was aus unserer Sicht eine realistische Annahme ist. Nachdem Indiens Devisenreserven bis Mitte 2023 stark angestiegen waren, nutzte die Zentralbank das Polster, um die Abwertung der Währung abzumildern. In der Zwischenzeit haben sich die Devisenreserven wieder erholt.
Anleihemarkt wird internationaler
Die Ankündigung JP Morgans im September 2023, Indiens Staatsanleihen in Lokalwährung in seinen Flaggschiff-Anleihemarktindex GBI-EM Global Diversified aufzunehmen, hat für ordentlich Aufmerksamkeit unter Anlegern und Indiens Institutionen gesorgt. Kein Wunder, wird doch damit gerechnet, dass dies zu einem Kapitalzufluss von insgesamt 30-40 Milliarden Dollar von indexorientierten, aber auch sonstigen ausländischen Anlegern führen könnte[13] – ein Teil davon dürfte bereits geflossen sein. 23 Staatsanleihen mit einem Nominalwert von umgerechnet 330 Milliarden Dollar, welche unter dem FAR (Fully Accessible Route)[14] Programm für ausländische Investoren einfach zu erwerben sind, können in den Index aufgenommen werden. Dies wird ab Juni 2024 mit einem Gewicht von einem Prozent des Index pro Monat geschehen, bis das Gewicht Indiens bis Ende März 2025 die Obergrenze von zehn Prozent erreicht haben wird. Der Anteil an Anleihen (die für die Aufnahme in den Index in Frage kommen), die von Ausländern gehalten werden, liegt derzeit bei 2,8 Prozent, dürfte aber voraussichtlich nach der Aufnahme auf bis zu zehn Prozent steigen. Den entsprechenden Anleihen hat dies aber bereits seit einem halben Jahr einen ziemlichen Auftrieb gegeben, wie die untere Grafik zeigt. Im Januar erzielten indische Staatsanleihen den besten Monat seit fünf Jahren, wohl auch dank ausländischer Zuflüsse.
Ob in lokaler oder harter Währung, Indiens Anleihen haben den Markt deutlich geschlagen
1JPM India Govt Fully Accessible Route (FAR), Rendite, in US-Dollar
2Bloomberg US Treasury index, Rendite, in US-Dollar
3Bloomberg EM Aggregate Index, Rendite, in US-Dollar
4Bloomberg India Index, Rendite in Indischer Rupie
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH. Stand: 06.02.2023
Barclays bezeichnet den indischen Anleihemarkt als einen der größten und liquidesten innerhalb Asiens und innerhalb der Schwellenländer[15]. Der Markt hat ein Volumen von rund 2,5 Billionen US-Dollar, von dem etwa die Hälfte auf Staatsanleihen entfällt und die andere Hälfte sich in etwa gleichen Teilen auf Gebietskörperschaften einerseits und Unternehmensanleihen andererseits gliedert. Der Gesamtmarkt hat sich damit seit 2017 fast verdoppelt[16]. Vor der Ankündigung JP Morgans dürften davon nach Angaben von Barclays rund 30 Milliarden Dollar auf Investoren aus dem Ausland entfallen sein, unter anderem 7-8 Milliarden auf Staatsanleihen[15]
.
Indiens Staatsanleihen im internationalen Vergleich |
||||||
USA |
Indien |
China |
Italien |
Brasilien |
||
Nominal 10y rate* |
4,2 |
7,1 |
2,4 |
3,9 |
10,8 |
. |
Latest CPI y/y |
3,4 |
5,4 |
-0,8 |
0,8 |
4,5 |
|
Real 10y rate* |
0,8 |
1,7 |
3,2 |
3,1 |
6,3 |
|
Rating (Moody's) |
Aaa |
Baa3 |
A1 |
Baa |
Ba2 |
|
* 10y local government bonds; Quelle: Bloomberg Finance L.P. , DWS Investment GmbH, Stand: 13.02.2024 |
Ein wachsender Anteil ausländischer Anleiheanleger hat mehrere positive Auswirkungen, die letztlich alle darauf fußen, dass sich mit der größeren Nachfrage die Anleiherenditen und damit die Refinanzierungskosten für Staat und Unternehmen verringern. Geringere Kapitalkosten entlasten auch den hoch bewerteten Aktienmarkt aufgrund des geringeren Diskontierungssatzes der zukünftigen Gewinne, beziehungsweise aufgrund der dann etwas unattraktiver gewordenen Alternativanlage Anleihe.
Die Kehrseite könnte eine höhere Volatilität des Anleihemarktes sein, da er nicht nur langfristig, sondern auch spekulativ orientierte Anleger anziehen könnte, die schneller in den Markt ein- und aussteigen. Hier wird sich erst noch zeigen müssen, wie die RBI damit umgehen wird.
Doch wie man es auch sieht, ein sich globalen Anlegern öffnender Anleihemarkt dürfte eine positive Wirkung für alle Anlageklassen in Indien nach sich ziehen.
3 / Fazit: An Indien führt kein Weg vorbei
Nachdem Indiens Entwicklung hin zu einer Industrie- und Dienstleistungsnation lange in Trippelschritten erfolgte, werden die Schritte seit einigen Jahren immer größer. Das Fundament waren wichtige Reformen der jetzigen Regierung, sowie eine ausgeprägte Investitionsoffensive, vor allem, um die Infrastruktur zu stärken. Das dürfte Indien dabei helfen, sein durch den demographischen Vorteil gegebenes Potenzial besser zu nutzen.
Dazu kommen weitere unterstützende Entwicklungen: die stark wachsenden Dienstleistungsexporte, die auch dafür sorgen, dass Indiens Handelsdefizit schrumpft, was wiederum der Zentralbank und der Regierung mehr Freiräume gibt; die Öffnung des Anleihemarktes und die Aufnahme der Staatsanleihen in wichtige Indizes, welche das Interesse ausländischer Anleger weiter anfeuern dürfte; die zunehmende Skepsis des Westens, sich bei einigen Produkten einzig auf China zu verlassen und letztlich aber auch das durch Künstliche Intelligenz weiter angetriebene Wachstum der Technologiebranche, von der Indien als gut integrierter Technologiedienstleister profitiert. Und da Indien aufgrund seines großen Aufholpotenzials – pro-Kopf-Einkommen ein Fünftel Chinas – wirtschaftliche Dynamik auch abseits der weltkonjunkturellen Lage generieren kann, ergeben sich für Anleger aus unserer Sicht auch attraktive Diversifizierungsvorteile.
Für Anleger, die in den indischen Kapitalmarkt einsteigen wollen, dürfte der perfekte Zeitpunkt schwierig zu identifizieren sein. Doch mittel- bis langfristig orientierte Anleger dürften nach unserer Ansicht von Indiens überdurchschnittlichem Wachstum profitieren.