Zehn Themen für 2025. Wer jetzt erwartet, etwas über Markttreiber zu lesen, über die derzeit noch keiner redet, unterschätzt die Fähigkeiten der Kapitalmärkte. Denn sie versuchen regelmäßig, weit in der Zukunft liegende Entwicklungen einzupreisen. Warum hätten verlustmachende Biotechnologieunternehmen sonst positive Marktwerte? Oder würden hochprofitable Sektoren wie Autos (oder Öl) seit Jahren schlechter laufen als der Markt? Oder könnte das Thema Künstliche Intelligenz (KI) an den Börsen Billionenwerte schaffen, lange bevor überhaupt klar ist, wie sich KI gewinnbringend in breiten Teilen der Wirtschaft einsetzen lassen wird?
Diese drei Themen sollten die Stoßrichtung dieser Studie verdeutlichen: ein Zwischenfazit bei jenen Trends zu ziehen, die den Markt bereits beschäftigen und noch länger beschäftigen werden, deren Ausmaß aber noch nicht voll greifbar ist. Da sie sich dynamisch entwickeln, da sie vielleicht Geschäftsmodelle hervorbringen können, an die wir heute noch gar nicht denken, oder da sie auf Widerstände und Grenzen stoßen, die man in der anfänglichen Euphorie noch übersieht. Besonders spannend (oder besonders komplex) wird es, wenn sich einzelne Zukunftsthemen gegenseitig beeinflussen. So könnte sich KI als wichtiger Katalysator in der Entwicklung neuer Medikamente erweisen. Der medizinische Fortschritt wiederum wirkt sich auf die demographische Entwicklung aus, welche sich wiederum auf die Rentenmärkte niederschlägt.
Es dürfte noch etwas dauern, bis sich Anleger in den Industrieländern von den Zinsannahmen verabschieden, die in Zeiten steigender Bevölkerungszahlen galten. Deutlich greifbarer für Anleiheanleger sind die Auswirkungen des neuen Zinssenkungszyklus der Zentralbanken. Am kurzen Ende werden die Renditen dadurch sinken; was das lange Ende macht, ist deutlich ungewisser. Welche Abschnitte der Zinskurve vor diesem Hintergrund besonders attraktiv aussehen, ist ein weiteres Thema dieser Ausgabe.
Zinsen und Bevölkerungswachstum sind auch zwei wichtige Einflussfaktoren für diese Frage: Steht uns ein zweiter Rohstoffsuperzyklus ins Haus? Inwieweit ist er allein aufgrund jahrelanger Unterinvestitionen der Angebotsseite unabwendbar, inwieweit braucht er nachfrageseitig eine erneute chinesische Investitionsoffensive, um sich zu entfalten?
China spielt auch eine wichtige Rolle bei der Frage, in welchem Tempo der Dollar seine dominierende Rolle im globalen Kapital- und Güterverkehr verliert. Sei es, weil einige Länder aus geopolitischen Gründen die Abhängigkeit zu den USA reduzieren wollen. Sei es, weil bestimmte Anleger sich über Washingtons Schulden- und Ausgabenpolitik sorgen. Oder sei es, weil es mittlerweile so manche digitale Währung in die gute Stube der Anleger geschafft hat.
Wem Kryptowährungen zu abenteuerlich bleiben, der fühlt sich vielleicht bei einer anderen jungen Anlageklasse wohler: für Privatanleger zugängliche Infrastrukturanlagen. Ob als Investment in das Eigen- oder in das Fremdkapital. Bei allen Unterschieden zu Kryptos gibt es auch eine Gemeinsamkeit. Beide Anlageklassen tragen einen guten Teil zur Diversifikation eines ansonsten klassisch aufgestellten Portfolios bei. Warum ist das wichtig? Weil wir um die eigenen Unzulänglichkeiten wissen, und auch jenen des Marktes, der zwar in die Zukunft schauen will, sie aber letztlich auch nicht kennt und damit richtig preisen kann. Daher sollte das Auftreten von Überraschungen niemanden überraschen. Mit den Ungewissheiten richtig umzugehen, das zeichnet gute Anleger aus. Sie wissen aus Erfahrung, dass sie die größten Enttäuschungen durch ein breit gestreutes Portfolio vermeiden können. Auch wenn, oder gerade weil, eine Handvoll US-Technologieriesen in den vergangenen Jahren so erfolgreich waren.
Um das Vermeiden von Enttäuschungen geht es auch im finalen Stück dieser Studie. Wir stellen Ihnen ein ausgeprägtes Risikoszenario mit all seinen Folgen vor. Wir reden dabei nicht von Risiken im Stile Schwarzer Schwäne (unvorhersehbare Ereignisse), sondern Grauer Nashörner. Also großen, bekannten Risiken, die sich aber schon so lange nicht materialisiert haben, dass Anleger sie ignorieren. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieser unserer Kernthemen.