- Home »
- Insights »
- CIO View »
- Chart of the Week »
- China dominiert den Ausbau an Solarkapazität
Die Nutzung alternativer Energiequellen zur Stromerzeugung ist auf dem Vormarsch. Immer mehr Strom wird durch Photovoltaikanlagen (PV) ins Netz eingespeist. Das Jahr 2023 war ein Meilenstein für den Ausbau der solaren Erzeugungskapazität. Laut Ember, einem Think Tank für Energiefragen, stieg die weltweite Kapazität um 36 Prozent und lag damit deutlich über dem Kapazitätswachstum bei anderen alternativen Stromquellen.[1] Die tatsächliche Stromerzeugung aus Solarenergie stieg jedoch nur um 23 Prozent, so dass der Kapazitätsfaktor sank. Wir erwarten jedoch, dass die Stromerzeugung und damit der Kapazitätsfaktor in Zukunft wieder aufholen werden.[2]
In der Europäischen Union (EU) übertraf die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit 385,6 TWh erstmals die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen (343,5 TWh).[3] Die Energiewende scheint vor allem in der EU auf dem richtigen Weg zu sein - zumindest, wenn man die Entwicklung der Photovoltaik betrachtet.
Die globale Entwicklung wurde jedoch durch einen massiven Angebotsanstieg aus China vorangetrieben. Infolgedessen sind die Preise für Solarmodule im vergangenen Jahr erneut stark gefallen. Im Jahr 2023 installierte China enorme 55 Prozent mehr Solarkapazität als im Vorjahr, verglichen mit 12 Prozent Wachstum in den sieben größten Industrieländern (G7) und 5,9 Prozent für den Rest der Welt. Chinas Windenergiekapazität stieg ebenfalls beträchtlich, nämlich um 21 Prozent, verglichen mit 4,5 Prozent für die G7 und 5,3 Prozent für den Rest der Welt.[4] Das bedeutet, dass China bis 2023 für 63 Prozent des weltweiten Zubaus an Solarkapazität und 65 Prozent des Zubaus an Windkapazität verantwortlich ist. Diese rasante Entwicklung in China wird dadurch begünstigt, dass die Solarbranche von staatlichen Subventionen profitiert, die niedrige Preise für Solarmodule ermöglichen.
Solarenergie: Sinkende Modul-Preise, stark steigende Kapazitäten
Quellen: Ember, DWS Investment GmbH; Stand: 28.08.2024
In diesem Jahr könnte Chinas Dominanz weiter zunehmen. Nach Angaben der Nationalen Energiebehörde Chinas (NEA) stieg die Photovoltaikkapazität des Landes von Januar bis Juli um weitere 123 Gigawatt. Damit stieg die gesamte Photovoltaik-Kapazität des Landes auf 740 Gigawatt, ein Zuwachs von rund 50 Prozent, während die Windkraftkapazität bei 470 Gigawatt lag, was einem Anstieg von rund 20 Prozent entspricht.[5] Angesichts dieser Zahlen gehen wir davon aus, dass die Kapazität der erneuerbaren Energien auch 2024 weiter wachsen wird.
Beeindruckend ist auch die Preisentwicklung bei Solarmodulen, die eine direkte Folge des Kapazitätsausbaus ist. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) sind die Spotpreise für Photovoltaik-Solarmodule im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent gefallen, während sich die Produktionskapazität seit 2021 verdreifacht hat.[6] Die derzeit im Bau befindlichen Produktionskapazitäten lassen darauf schließen, dass das weltweite Angebot an Solarmodulen bis Ende 2024 1.100 Gigawatt erreichen wird, wobei das Produktionspotenzial dreimal so hoch sein dürfte wie die derzeitige Nachfrageprognose.
China wird wahrscheinlich seine weltweite Führungsposition beibehalten. „Es ist unwahrscheinlich, dass die angekündigten Projekte die hohe geografische Konzentration der gesamten PV-Lieferkette wesentlich verändern werden“, so die IEA.[7] Die Europäische Union hat die Gefahren erkannt, die im Photovoltaiksektor durch eine zu große Abhängigkeit von China entstehen könnten, da rund 90 Prozent der notwendigen Produkte aus China importiert werden. Im Gegensatz dazu sind die Gewinne der Solarmodulhersteller in den USA durch Handelsschranken und Steuervorteile geschützt. Aus diesem Grund wurde am 15. April 2024 die sogenannte Europäische Solar-Charta unterzeichnet. Sie legt Sofortmaßnahmen fest, die von der Kommission, den EU-Mitgliedstaaten und den Vertretern der PV-Wertschöpfungskette, einschließlich des Großhandels-, Vertriebs- und Produktionssektors, zu ergreifen sind, „um die vollständige Einhaltung der EU-Wettbewerbs- und Beihilfevorschriften zu gewährleisten“.[8]