19. Juli 2024 ESG

Kann es wirklich nicht schneller gehen?

Europas Treibhausgas-Emissionsziele für 2030 sind in Gefahr. Um diese zu erreichen, müsste Europa seine Bemühungen zur Dekarbonisierung deutlich verstärken.

Im Vergleich zu anderen Regionen der Welt kann Europa bei den Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgas-(THG-)Emissionen einige Erfolge vorweisen. Die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) haben seit 1990 eine Reduzierung um 27 Prozent verzeichnet.[1] In den Vereinigten Staaten lag der Rückgang im gleichen Zeitraum bei 2 Prozent.[2]

Während unser Chart of the Week zeigt, wie die EU seit 2005 einen ziemlich beständigen Rückgang der absoluten Emissionen erreicht hat, beträgt das Rückgangstempo in den letzten fünf Jahren nur 1,8 Prozent pro Jahr. Wenn wir diesen Trend für den Rest dieses Jahrzehnts fortschreiben, wird Europa nur eine kumulative Emissionsreduzierung von 37 Prozent gegenüber 1990 erreichen können.

Dies liegt deutlich unter dem eigenen Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu senken. Dies wurde im Jahr 2020 im Rahmen einer Reihe von politischen Initiativen beschlossen, die als „Europäischer Green Deal“ bekannt sind. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Emissionsreduzierung bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich um etwa 6 Prozent oder dreimal schneller erfolgen als in der jüngeren Vergangenheit.

Jährliche Treibhausgasemissionen der EU im Vergleich zu ihrem Ziel für 2030

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* Prognoseraten gestrichelt dargestellt

Quellen: Global Carbon Budget (2023), Europäische Kommission (2024), DWS Investment GmbH; Stand: 02.07.24

Dies setzt entweder eine effektivere Umsetzung bestehender Gesetze und eine bessere Nutzung privater Investitionen oder eine energischere Agenda für die europäische Klimagesetzgebung voraus. Andernfalls könnte das europäische Emissionsreduktionsziel gelockert werden, was möglicherweise Auswirkungen auf die europäischen Kohlenstoffpreise hätte.

Bei den Europawahlen im Juni kam es zu einer Verschiebung der Sitzverteilung nach rechts. Verluste der Grünen bergen ebenfalls das Potential für Rückschläge bei der Green-Deal-Agenda. Beispielsweise könnte diese Neuausrichtung des Parlaments letztendlich die Bemühungen zur Stärkung des EU-Kohlenstoffmarktes gefährden oder sogar ein Umdenken hinsichtlich der schrittweisen Abschaffung von Verbrennungsfahrzeugen bis 2035 auslösen.

Die jüngsten Debatten im Europaparlament und die Nominierung der amtierenden EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen deuten jedoch darauf hin, dass grüne Ideen weiterhin viel Einfluss haben. Dies wird durch die Ergebnisse der letzten Runde von EU-Umfragen unterstrichen. So glauben etwa 78 Prozent der Europäer, dass Umweltprobleme direkte Auswirkungen auf ihr tägliches Leben haben; 84 Prozent sind der Meinung, dass Umweltgesetze notwendig sind.[3] Darüber hinaus wurden Klima und Umwelt als zweitwichtigste Priorität für Europa genannt (24 Prozent); ganz oben auf der Prioritätenliste der Bürger stand die wirtschaftliche Entwicklung, zu der auch klimabezogene Investitionen beitragen können.[4]

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1. Europäische Kommission, EDGAR - Emissions Database for Global Atmospheric Research, 2023 Report, verfügbar unter: https://edgar.jrc.ec.europa.eu/report_2023

2. U.S. EPA (Environmental Protection Agency, Climate Change Indicators: U.S. Greenhouse Gas Emissions, Stand Juni 2024, verfügbar unter: https://www.epa.gov/climate-indicators/climate-change-indicators-us-greenhouse-gas-emissions#:~:text=For%20the%20United%20States%2C%20during,activities%2C%20decreased%20by%202%20percent

3. Europäische Kommission, Eurobarometer, Attitudes of Europeans towards the Environment, Stand März 2024, verfügbar unter: https://europa.eu/eurobarometer/surveys/detail/3173

4. Europäische Kommission, Eurobarometer, Attitudes of Europeans towards the Environment, as of March 2024, available at: https://europa.eu/eurobarometer/surveys/detail/3218

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