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- Schweizer Franken zum Euro vor Trendwende?
Der Schweizer Franken hat zum Euro seit der Finanzkrise 2007/08 eine Entwicklung gezeigt, die zumindest bis zum Jahresende 2023 als vergleichsweise eindeutig, wenn nicht langweilig zu bezeichnen ist – es ging für die Valuta der Eidgenossen stetig nach oben. Ausgehend von einem Hoch bei rund 1,66 Franken pro Euro im September 2007 mussten Ende Dezember des vergangenen Jahres nur noch knapp 0,93 Franken für die Einheitswährung gezahlt werden.[1]Ist die Untergrenze damit erreicht?
Weithin ist der Schweizer Franken als sicherer Hafen hoch angesehen. Für die stark exportorientierte Schweizer Wirtschaft ist der Wert der heimischen Währung – insbesondere zum Euro – von größter Wichtigkeit. Die generelle Solidität der Schweizer Valuta spiegelt die hohe Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft, aber auch die makroökonomische und politische Stabilität sowie die hohe Rechtssicherheit der Eidgenossen wider.
Starke Entwicklung des Schweizer Franken zum Euro
Quellen: Bloomberg Finance L.P, DWS Investment GmbH; Stand: 02.04.2024
Durch seine Rolle als sicherer Hafen kam es im Rahmen der Finanzkrise gegenüber einer Reihe von Währungen zu einer massiven Aufwertung, die insbesondere gegen den Euro von den Schweizer Zentralbankern als zu massiv eingeschätzt wurde. Am 6. September 2011 legte die Schweizer Nationalbank (SNB) daher für den EUR/CHF-Wechselkurs eine Untergrenze von 1,20 fest. Gleichzeitig wurde die Bereitschaft erklärt, diese Grenze durch unbegrenzte Käufe von Fremdwährungsaktiva zu stützen.[2] Die Notwendigkeit hierfür führte dazu, dass die Bilanz der SNB massiv anwuchs.
Am 15. Januar 2015 überraschte die SNB die Märkte mit der Ankündigung, die Wechselkurs-Untergrenze aufzugeben.[3] EUR/CHF stürzte kurzfristig auf Niveaus um die Parität. Da kurz darauf auch von der SNB Negativzinsen eingeführt wurden, gab es in den kommenden Jahren eine erfolglose Bemühung, die Marke von 1,20 erneut zu überwinden, stattdessen ging es ab 2018 erst richtig nach unten. Mitte 2022 wurde schließlich auch die Parität zum Euro durchbrochen – unterstützt durch die Tatsache, dass die Corona-Lockdowns in der Schweiz weniger einschneidend ausgefallen sind und sich die Wirtschaft daher vergleichsweise schnell erholen konnte.
Mit dem Jahreswechsel 2023/24 ist allerdings so etwas wie eine Trendwende zu erkennen. Nicht nur durch die überraschende Zinssenkung der SNB als erste der großen Zentralbanken scheint der Franken etwas stärker unter Druck zu geraten. Die Parität ist plötzlich wieder in Reichweite, insbesondere, da von der SNB noch fortgesetzte Zinssenkungen zu erwarten sein dürften.[4] Mit der jüngsten Abschwächung steuert die Schweizer Valuta in der Entwicklung zum Euro auf das schwächste Quartal seit 2003 zu. Seit Jahresbeginn weist unter den G10-Währungen nur der japanische Yen eine noch schlechtere Wertentwicklung zum Euro auf als der Franken. Fortsetzung folgt?