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- Private Credit bleibt nach wie vor eine starke Value Proposition, wobei die Positionierung innerhalb der Assetklasse wichtiger ist denn je.
- Die Marktbedingungen bieten kurz- und mittelfristig einzigartige Chancen für Immobilienkredite.
- Die Chancen im Infrastrukturbereich bleiben überzeugend.
- 2024 dürfte ein attraktiver Einstiegszeitpunkt sein, um vom nächsten Immobilienzyklus zu profitieren.
- Privatanleger sind an alternativen Anlagemöglichkeiten interessiert.
Sehr geehrte Anlegerinnen und Anleger,
wenn ich nicht arbeite, gehe ich gerne surfen. In vielerlei Hinsicht ist das Surfen mit meinem Berufsleben vergleichbar - aufregend, herausfordernd, unvorhersehbar und sehr befriedigend. Wie die Märkte ist auch der Ozean nie gleich. Jeden Tag gibt es etwas Neues und Herausforderndes, das man verarbeiten und an das man sich anpassen muss. Beim Surfen wie beim Investieren geht es um Überzeugung - wenn eine große Welle kommt, muss man viele Informationen verarbeiten, eine Entscheidung treffen, durchzustarten, und dann bei dieser Entscheidung bleiben. Wenn man das immer wieder macht, entwickelt man eine andere Reaktion auf das Chaos, einen Reflex, der die flüchtige Ruhe zwischen den Wellen nutzt, um sich für die nächste Welle zu positionieren. Während wir uns auf die Welle 2024 an den Märkten vorbereiten, habe ich mir überlegt, über einige Dinge zu reflektieren, die wir 2023 gesehen haben, zu diskutieren, was wir am Horizont sehen, und zu skizzieren, wo wir mit Überzeugung durchstarten müssen.
Sachwerte wie Immobilien hatten 2023 mit starkem Gegenwind zu kämpfen, da die Zentralbanken aggressive Maßnahmen ergriffen und die Zinssätze angehoben haben, um die sich beschleunigende Inflation zu stoppen. Höhere Kreditkosten wirkten sich negativ aus, was den Abschluss von Transaktionen und die Mittelbeschaffung erschwerte - eine dramatische Veränderung gegenüber 2022 - und die Bewertungsunsicherheit erhöhte. Interessanterweise wirkten sich die steigenden Zinsen kaum auf die Nachfrage nach Private Debt, privatem Fremdkapital, aus, das bei den Anlegern auf größeres Interesse stieß, da das Fundraising die meisten anderen privaten Kapitalstrategien (z.B. Private Equity) übertraf. Im Allgemeinen bevorzugten die Investoren erfahrene Manager, die sie sicher durch unbekannte Gewässer navigieren konnten, während neue Fonds Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung hatten.
2023 war nicht nur ein schwieriges Jahr für die Manager alternativer Anlagen, sondern auch für die Ökonomen.
Das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) war stärker als erwartet, vor allem aufgrund von Lohnerhöhungen und einer robusten Verbrauchernachfrage, trotz der Kombination aus hoher Inflation und hohen Zinsen. Gleichzeitig setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die Inflation in vielen Märkten schneller zurückgegangen ist als erwartet. Der wirtschaftliche Druck durch hohe Schuldendienstkosten erweist sich als schmerzhaft. Für 2024 wird ein wachstumsschwaches Umfeld prognostiziert, wobei das Gespenst einer Rezession in den USA, Großbritannien und einigen europäischen Märkten weiterhin im Raum steht. Wir gehen davon aus, dass die Leitzinsen ab dem zweiten oder dritten Quartal 2024 gesenkt werden, aber der Zeitpunkt ist alles andere als sicher, da die Zentralbanken bislang standhaft bleiben.
Was sollten Anleger mit Blick auf 2024 beachten?
Historisch gesehen sind Wirtschaftsdaten auf dem Höhepunkt eines Zinszyklus sehr volatil, die Märkte reagieren hyperfokussiert und auf jede Ankündigung. Wir sind der Meinung, dass das meiste davon lediglich Marktrauschen ist, auch wenn wir zugeben müssen, dass es derzeit viel davon gibt. Und dennoch... was zählt - das Einzige, was zählt - ist das Signal. Das Marktrauschen ist das Risiko, das Signal die Chance.
Bei der DWS haben wir im Bereich Alternatives seit mehr als 50 Jahren das Signal vom Marktrauschen getrennt, unsere Investmentprozesse verfeinert und verbessert, sie über mehrere Zyklen hinweg mit bewährten Portfolioteams getestet und verfeinert. Wir sind davon überzeugt, dass unser Wettbewerbsvorteil in unserer Fähigkeit liegt, Informationen über Auswirkungen - oft in Echtzeit - zu verarbeiten und uns so in die Lage zu versetzen, die nächste Welle von Chancen zu nutzen. Im Folgenden möchten wir einige Signale hervorheben, auf die wir uns konzentriert haben und weiterhin konzentrieren werden:
- Private Credit bleibt nach wie vor eine starke Value Proposition, wobei die Positionierung innerhalb der Assetklasse wichtiger ist denn je. Das hohe relative und absolute Renditepotenzial von Private Credit wird in der aktuellen Lage anhaltender makroökonomischer und geopolitischer Volatilität von Investoren geschätzt. Überschüssige Cashflows, eine stärkere Ausrichtung auf die zugrunde liegenden Vermögenswerte (vorrangige Besicherung), ein robuster Schutz der Kreditgeber durch Covenants und eine geringe Zinssensitivität, können eine wichtige Absicherung gegen Volatilität und Verluste bieten. Mit dem rasanten Wachstum der Anlageklasse hat jedoch auch der Wettbewerb um die Kreditvergabe zugenommen. Wir finden vorrangige (Senior-), nicht gehebelte Darlehen an geografisch diversifizierte Geschäftsmodelle am attraktivsten und glauben, dass Manager mit mehreren Origination-Kanälen, insbesondere mit direkten Verbindungen zu Kreditnehmern im Mid-Market Bereich, am besten positioniert sind, um die attraktivsten Risiko-adjustierten Renditen zu liefern.
- Die Marktbedingungen in Europa und den USA bieten kurz- und mittelfristig einzigartige Chancen im Bereich Real Estate Debt über das gesamte Risiko-Rendite-Spektrum hinweg. Der Rückzug von klassischen Kreditgebern wie z.B. Banken auf Grund einer erhöhten Risikoaversion in Verbindung mit deutlich gesunkenen Immobilienwerten führt zu Problemen bei der Refinanzierung von Krediten (immerhin werden mehr als 2 Billionen US-Dollar an gewerblichen Immobilienkrediten in den USA vor 2028 fällig). Alternative Lenders bieten sich in diesem Umfeld eine Reihe von attraktiven Chancen und können helfen diese Finanzierungslücke zu schließen. Wir glauben, dass die Logistik- und Wohn-Sektoren weiterhin die attraktivsten risikobereinigte Renditen bieten, wobei auch Kreditinvestitionsmöglichkeiten in den Sektoren Büro und Einzelhandel selektiv interessant sein können.
- Die Chancen im Bereich Infrastruktur sind weiterhin überzeugend. Das Investmentthema „europäische Energiewende“ bietet Infrastrukturanlegern in den kommenden Jahren weiterhin erheblichen Spielraum für Kapitalanlagen. Europa ist gefordert seine Unabhängigkeit im Energiebereich weiter zu stärken, weshalb zu erwarten ist, dass der Ausbau erneuerbarer Energien auch regulatorisch weiter gestützt wird. Während sich das gesamte Transaktionsvolumen 2023 deutlich verlangsamt hat, sind die Investitionen in Bereiche wie Digitalisierung und Dekarbonisierung sowie Transport in den letzten zehn Jahren stetig und deutlich gestiegen. Die DWS baut ihre bestehenden Stärken bei Infrastructure Equity & Debt weiter aus, um den sich entwickelnden Bedürfnissen in diesem wichtigen Bereich gerecht zu werden.
- 2024 dürfte ein attraktiver Einstiegszeitpunkt sein, um vom nächsten Immobilienzyklus zu profitieren. Die Geschichte hat gezeigt, dass die Jahre nach einer größeren Preiskorrektur in der Regel zu den besten (Vintage-) Jahren für Kapitalinvestitionen gehören. Niedrigere Bewertungen und steigende Cashflows treiben die Renditen auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Die Fundamentaldaten für Immobilien – mit der Ausnahme vom Bürosektor – sind im Wesentlichen stabil, und die Angebotsknappheit könnte in den kommenden Jahren zu einem starken Mietwachstum führen. Die Signale von den börsennotierten Immobilienmärkten sind positiv, und wenn die Zinsen weiter sinken, könnten die Kapitalisierungszinsen folgen und das Kapitalwachstum weiter unterstützen. Während wir davon ausgehen, dass die Büromärkte in den USA kurzfristig weiterhin mit der niedrigen Auslastung nach Covid zu kämpfen haben werden, bieten Metropolen mit expandierender Technologie- und Life-Sciences-Präsenz, starkem Bevölkerungswachstum und einem enger werdenden Markt für hochwertige Flächen Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Dies gilt für ausgewählte Märkte, während sich der Sektor einer längerfristigen Erholung nähert. Andernorts könnte frisches Kapital versuchen von den reichlich vorhandenen Möglichkeiten in den Bereichen Wohnen, Logistik und Einzelhandel profitieren, die durch längerfristige strukturelle Faktoren wie E-Commerce, Bevölkerungswachstum und Migrationstrends unterstützt werden.
- Individuelle Anleger sind an alternativen Anlagemöglichkeiten interessiert. Je nach Kundensegment haben sich die Anleger bereits unterschiedlich stark auf den Weg gemacht, in alternative Anlagen zu investieren. Für den Privatkunden-/Wealth-Kanal hat der Weg dorthin gerade erst begonnen. Die historischen Einstiegshürden sind gesunken, und alternative Anlagen können Privatanlegern die gleichen attraktiven Anlageeigenschaften bieten - das Potenzial für eine stärkere Diversifizierung, Stabilität und eine höhere Gesamtrendite. Wir glauben, dass es entscheidend sein wird, die Kapitalallokation in diesen Sektor umsichtig zu steuern. Wir freuen uns über die kürzlich geschlossene DWS iCapital Partnerschaft, die es in den USA ansässigen Vermögensverwaltern und vermögenden Anlegern ermöglicht, von den Rendite- und Diversifizierungsmöglichkeiten der DWS Alternatives-Lösungen zu profitieren. Die DWS blickt auf eine stolze Tradition der Innovation zurück, um ein breites Spektrum an Kundenbedürfnissen im Bereich der Sachwerte zu erfüllen. Dazu gehört auch das Angebot einer Reihe von liquiden Real Asset-Lösungen, die eine Vielzahl von Zugangsmöglichkeiten bieten und genutzt werden können, um das Angebot an alternativen Anlagemöglichkeiten zu erweitern, Liquiditätsbedürfnisse zu befriedigen und Bewertungstransparenz zu bieten.
Wenn wir jetzt zu Beginn des Jahres 2024 in einem herausfordernden Marktumfeld nach Chancen suchen, nehmen wir uns einen Moment Zeit und machen uns bewusst, dass es bei einer Investition darum geht, das umzusetzen, wovon Sie überzeugt sind, und wir erneuern unser langjähriges Engagement, unermüdlich daran zu arbeiten, Ihr Vertrauen zu verdienen. Wir sind stolz darauf, für unsere Kunden der Vermögensverwalter für alternative Anlagen zu sein. Das Geld, das wir verwalten, und die Zukunft, auf die wir uns vorbereiten, gehören Ihnen. Ihr Vertrauen in unsere Fähigkeit, in unsicheren Zeiten sicheren Kurs zu halten, motiviert uns und macht uns demütig zugleich. Denn wir können das Risiko - das Marktrauschen - nicht ausschalten, aber wir können es verarbeiten, managen und mit Zuversicht nutzen, um für unsere Kunden hervorragende risikoadjustierte Renditen zu erwirtschaften. Wir werden auch in Zukunft eine Perspektive bieten, die zählt, unermüdlich innovativ sein und unsere Kunden in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Kelly
Global Head of Alternatives
Einblicke nach Anlageklassen
Immobilien
Die globalen Immobilienmärkte haben 18 außergewöhnlich schwierige Monate hinter sich. Trotz eines über den Erwartungen liegenden Wirtschaftswachstums und robusten Fundamentaldaten der Immobilienmärkte haben steigende Zinsen die Stimmung verschlechtert, und zu einem Einbruch der Transaktionen geführt, was Wertverluste auf fast allen wichtigen Märkten nach sich gezogen hat. Nachdem wir in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres mit einer Stabilisierung in den USA und Europa gerechnet hatten, hat der Anstieg der globalen Anleiherenditen im Sommer das Leiden verlängert. Ende 2023, lagen die Renditen unseren Schätzungen nach im asiatisch-pazifischen Raum um 10% und in den USA sowie Europa um 20% unter ihrem Höchststand.
Trotz dieses Rückschritts gehen wir davon aus, dass die globale Erholung an den Immobilienmärkten nicht mehr weit entfernt ist. Niedrigere Immobilienwerte, eine Rallye bei Anleihen und Aktien sowie solide Fundamentaldaten der Mieter deuten darauf hin, dass die Märkte 2024 wieder wachsen könnten. Tatsächlich sehen wir bereits Anzeichen für eine Erholung in den am stärksten nachgefragten Marktsektoren. Vom Logistiksektor in den USA bis hin zu "Build-To-Rent"-Immobilien in Australien treibt eine Stabilisierung der Renditen in Verbindung mit einem starken Mietwachstum die Preise wieder nach oben. Wir gehen davon aus, dass sich der Aufschwung bis 2024 auf alle Sektoren und Märkte ausweiten wird. Zur Mitte des Jahrzehnts erwarten wir, dass Zinssenkungen die Weltwirtschaft ankurbeln und die Liquidität erhöhen, was wiederum die relative Attraktivität der Immobilienpreise stützen wird.
Wohn- und Logistikimmobilien bleiben in allen drei Regionen unsere Topthemen, während der starke Rückgang bei Neubauten für ein aktives Asset Management spricht, einschließlich der Neupositionierung veralteter Büroimmobilien. In den USA gehören Logistik- und Wohnimmobilien aufgrund des strukturellen Rückenwinds zu unseren Top-Picks, während die Renaissance zusätzliche Chancen bieten könnte. Generell bevorzugen wir die US-Märkte in den sog. Sun Belt und Mountain West Regionen, die weiterhin von einem überdurchschnittlichen Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum profitieren dürften. Im asiatisch-pazifischen Raum erwarten wir für Australien und Korea aufgrund des robusten Wirtschaftswachstums eine starke Erholung. In Europa sind wir nach der deutlichen Preiskorrektur zunehmend positiv für die deutschen Städte gestimmt, wo die anhaltend niedrigen Leerstandsquoten die Mieten mittelfristig stützen dürften, während London und Paris innerhalb ihrer jeweiligen Märkte herausragen.
Infrastruktur
Entgegen den Befürchtungen des Marktes zu Beginn des Jahres, blieben drastische Preisanpassungen – wie beispielsweise auf den Immobilienmärkten – in 2023 aus. Infrastrukturwerte haben die höheren Zinsen im Vergleich zu anderen Anlageklassen gut verkraftet. Insbesondere Vermögenswerte mit vertraglich fixierten Einnahmeströmen wiesen ein äußerst resilientes Ertrags- und Wertprofil aus, da sie typischerweise von garantierten Abnahmemengen und einer Inflationsindexierung profitieren.
Angesichts der stabilisierenden Charakteristika von infrastrukturnahen Geschäftsmodellen und der Erwartung, dass die Zinssätze wieder auf ein kontrollierbareres Niveau sinken werden, rechnen wir auch in 2024 nicht mit größeren Preisanpassungen für nicht börsennotierte Infrastrukturwerte. Weiterhin gehen wir davon aus, dass wir ab 2024 wieder stärkere Fundraising- und Transaktionsaktivitäten sehen werden. Die Stabilität der Assetklasse wird sich auch im gesamtwirtschaftlich widrigen Umfeld mit verhältnismäßig geringeren Wachstumszahlen in Schlüsselmärkten gepaart mit einer moderaten Inflation zeigen. Auch wenn ein Teil der höheren Renditen, die der Infrastruktursektor inflationsbedingt erzielt, für die Bedienung der höheren Fremdkapitalkosten benötigt wird, bleiben die Renditeaussichten für Infrastruktur positiv. Mit allmählich sinkenden Zinsen gehen wir davon aus, dass sich potenziell negative Auswirkungen der jüngsten Marktbedingungen auf die Bewertungen und die Wertentwicklung als allenfalls vorübergehend herausstellen werden.
Insbesondere im Mittelstandssegment sind die Marktpotenziale weiterhin vielversprechend für Investoren. Zum einen bietet das Wertzuwachspotenzial dieser Anlagen eine zusätzliche Renditekomponente neben den für Infrastruktur typischen stabilen Cashflows, zum anderen treibt die zunehmende Menge an Kapital, die in auch in Zukunft in diesen Teil des Infrastrukturmarkts fließen werden, die Werte nach oben. Während wir glauben, dass die Energiewende und die Digitalisierung weiterhin zu den relevantesten Investitionsfeldern für Infrastrukturinvestoren gehören werden, ist davon auszugehen, dass im Transport-Segment 2024 mit erhöhter Aktivität zu rechnen ist, da Vermögenswerte aus diesem Bereich mit der Pandemie lange Zeit rar auf dem Markt geworden sind und nun – da Passagier- und Nutzerzahlen vielfach ein Niveau wie vor Covid erreichen – zunehmend wieder angeboten werden. Mit Blick auf die regulatorische Abhängigkeit und die staatliche Nähe mancher Infrastruktur-Assets möchten wir darauf hinweisen, dass das politische Risiko sowohl in den USA als auch in Europa ein wichtiges Thema bleibt, das es zu beobachten gilt.
Private Debt
Während die Zeiten zunehmend restriktiver Geldpolitik vorbei zu sein scheinen und die Leitzinsen ihre Höchststände erreicht haben sollten, bleiben die Renditen für Private Debt weiterhin hoch. Dies ist unter anderem auf eine erhöhte Risikoaversion in Folge langsameren Wirtschaftswachstums und gestiegener geopolitischer sowie sektorspezifischer Risiken zurückzuführen. Aus dieser Gemengelage sind eine Vielzahl an attraktiven Kreditinvestitionsmöglichkeiten entstanden, was durch das Ungleichgewicht von Finanzierungsangebot und -nachfrage in einigen Teilen des Private Debt Marktes zusätzlich befeuert wurde. Im Bereich Direct Lending sind die Spreads in der zweiten Jahreshälfte moderat zurückgegangen, was mit der zunehmenden Konkurrenz durch den Anleihenmarkt sowie einem gestiegen Finanzierungsangebot bei gleichzeitig weniger Deal Opportunitäten zusammenhängt. Im Immobilienkreditmarkt hingegen sind die Spreads auf hohem Niveau verblieben, insbesondere in den risikoreicheren Teilen des Marktes, wobei im risikoärmeren Bereich ein leichter Rückgang zu beobachten war. Die Spreads im Infrastrukturkreditmarkt sind nach wie vor 25-50 Basispunkte höher im Vergleich zu Mitte 2022.
Die wirtschaftlichen Prognosen haben sich im Verlauf des vergangenen Jahres erheblich verändert, wobei das Wirtschaftswachstum deutlich widerstandsfähiger als erwartet war. Die weiterhin bestehenden Ängste vor einer Rezession in Kombination mit dem oben genannten Ungleichgewicht von Finanzierungsangebot und -nachfrage sollten helfen, dass sich alternativen Kreditgebern auch weiterhin eine Vielzahl an attraktive Chancen über das gesamte Risikospektrum hinweg bieten. Zudem erscheinen die Fundamentaldaten positiver als vor 12 Monaten. Insgesamt bleiben die Aussichten für Private Debt daher unserer Ansicht nach positiv. Die höheren Zinsen in Verbindung mit robusten Spreads lassen die Renditen von Investment Grade (IG) Private Debt auch weiterhin attraktiv erscheinen. Die höheren Risiken im Sub-IG Private Debt Bereich werden in vielen Fällen durch die defensiven Eigenschaften der zugrunde liegenden Vermögenswerte / Geschäftsmodelle (z.B. Versorgungsunternehmen, Gesundheitswesen, Logistik und Wohnen) abgeschwächt oder durch höhere Spreads ausgeglichen (z.B. Baufinanzierung, Büro in Sekundärlagen).
Wir finden nach wie vor die Themen „Digitale Technologien“ und „Energiewende“ attraktiv und sehen nach Covid Potenziale im Transport-Sektor. Im Immobilienkreditmarkt glauben wir, dass die Logistik- und Wohn-Sektoren weiterhin die attraktivsten risikobereinigte Renditen bieten, wobei auch Kreditinvestitionsmöglichkeiten in den Sektoren Büro und Einzelhandel selektiv interessant sein können. Im Bereich Direct Lending bevorzugen wir diversifizierte Geschäftsmodelle in widerstandsfähigen Industrien. Darüber hinaus sehen wir in gläubigerfreundlichen Ländern ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis durch reduzierten Wettbewerb, stabilere Kreditgeberrechte und bessere Auswahl, was wiederum sowohl Selektivität als auch Diversifikation ermöglicht.
Liquid Real Assets
Nach starker relativer Wertentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2021 und zu Beginn des Jahres 2022 sahen sich Liquid Real Assets im Jahr 2023 primär mit zwei Themen - Desinflation und steigenden Zinsen – konfrontiert, die auf die Bewertungen drückten. Gegen Ende des Jahres begann der Druck nachzulassen, als das weiterhin sinkende Inflationsniveau, Aussichten auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus der größten Zentralbanken brachte. Als die langfristigen Zinsen fielen, setzte bis zum Jahresende eine Goldlöckchen-Rally ein. Globale Immobilienaktien schlossen das Jahr stark ab, angeführt von europäischen und US-amerikanischen Werten. Globale börsennotierte Infrastrukturtitel verzeichneten eine gemischte Performance, die jedoch durch solide Zuwächse in Europa und im Transportsektor insgesamt gestützt wurde. Während ausgewählte Rohstoffaktien (z.B. aus den Bereichen Stahl, Öl & Gas) Unterstützung erfuhren, gerieten Rohstoffe aufgrund von Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung Chinas und schwacher globaler Nachfrageprognosen unter Preisdruck.
Die Perspektiven für den Immobiliensektor haben sich verbessert - der Ausblick auf Zinssenkungen der US-Notenbank und sich verbessernde Ertragsaussichten wirken als starke Katalysatoren. Gleichzeitig ist eine Verbesserung der Fundamentaldaten abzusehen, da sowohl Kostendruck als auch Umsatzvergleiche abnehmen. Die Kreditfinanzierung durch Banken bleibt kostspielig, durch ihren Kapitalmarktzugang haben REITs einen Vorteil, wobei sich unbesicherte Schulden als zusätzlicher Wettbewerbsvorteil erweisen können. Börsennotierte Infrastrukturunternehmen dürften aufgrund ihrer Inflationsweitergabe und bedarfsorientierten Anlagen und Dienstleistungen profitieren, während sinkende Kapitalkosten ausgehend von niedrigeren Renditen langfristiger Anleihen ebenfalls positiv zu Buche schlagen dürften. Bei Rohstoffen gibt es Anzeichen für eine Verbesserung der Nachfrageprognosen, da die Marktteilnehmer durch zusätzliche Konjunkturmaßnahmen in China und verbesserter Transportnachfrage Vertrauen gefasst haben. Auf der Angebotsseite tragen die Interventionen der OPEC+ sowie kriegs- und wetterbedingte Faktoren dazu bei, dass die Bedingungen angespannt bleiben.
Insgesamt gehen wir davon aus, dass Chancen weiterhin auf Aktien- und Sektorebene stark verteilt bleiben, was besonders erfahrenen aktiven Managern die Möglichkeit bietet, Alpha für ihre Kunden zu generieren. Wir bevorzugen Immobiliensektoren, deren Fundamentaldaten nach wie vor solide sind oder sich zu verbessern scheinen, wie wir es bei Rechenzentren, Logistik- und Einkaufszentren sehen. Im Infrastruktursektor favorisieren wir Unternehmen mit stabilen Wachstumsraten, deren Bewertungen sich bereits an die höheren Zinsen angepasst haben. Trotz ihrer schwachen Wertentwicklung in den letzten zwei Jahren generieren viele Versorger weiterhin stabile Cashflows und verfügen unseres Erachtens über solide fundamentale Aussichten, die sich auf politisch motivierte CAPEX-Ausgaben für Projekte im Bereich erneuerbare Energien und der globalen Energiewende stützen. Opportunitäten bieten sich ebenfalls für Rohstoffe, auch wenn wir mit einer erhöhten Volatilität rechnen, da sich verschiedene Einflussfaktoren wie Preise, Geopolitik, Politik und Wachstumsaussichten schnell ändern können. Gold scheint angesichts der erwarteten Zinsentwicklung fair bewertet zu sein, allerdings wird die Klarheit über die nächsten Schritte der Zentralbanken in Bezug auf Zinssenkungen ein wichtiger Faktor sein, der die Preise von hier aus bestimmt. Im Energiesektor stützen positive Signale der chinesischen Regierung, sich stabilisierende Produktionsdaten in den USA und Deutschland sowie die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Lieferunterbrechungen aufgrund geopolitischer Ereignisse unsere positive Sicht auf Öl. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass eine ganzheitlich gemanagte Real Assets-Allokation Anlegern ein Portfolio bietet, welches sich an verschiedene Marktzyklen anpassen und ein starkes Ertragsprofil bieten kann.