02. Aug. 2024 Energie

Digitale Wachstumsschübe

Rechenzentren sind mehr als nur Wachstumstreiber der Stromnachfrage. Vielmehr verändern sie bereits die Wirtschaftsgeografie Europas.

Rasantes Wachstum im Stromverbrauch von Rechenzentren, aber mit deutlichen Unterschieden auf EU-Länderebenee


2.8207_grafik_cotw_2024_kw31_de_20240731_01.png


Quellen: Internationale Energieagentur, DWS Investment GmbH, Stand: 30.07.2024

Bis dato hatten die nördlichen EU-Mitgliedsländer den dreifachen Vorteil von digitalisierungsfreundlichen politischen Rahmenbedingungen, reichlich billiger erneuerbarer Energie und eines kalten Klimas. Letzteres reduziert den Bedarf an kostspieliger und energieintensiver Kühlung von Rechenzentren. Mit dem Wachstum der Offshore-Windenergieproduktion ermöglichten diese Vorteile die Entstehung innovativer Cluster in der Datenverarbeitung. Während die Nachfrage nach digitalen Diensten schnell wächst, haben rasante Verbesserungen der Energieeffizienz in Rechenzentren und Datenübertragungsnetzen den Bedarf an zusätzlichem Ausbau der Stromkapazität gemildert. Auf subtilere Weise haben diese Länder – zusammen mit einigen anderen, wie Schweden und Estland – digitale Netzmanagementsysteme etabliert, um Stromerzeugung und -verbrauch effizient aufeinander abzustimmen. Um das Potenzial von nur zeitweise verfügbaren erneuerbaren Energiequellen auszuschöpfen, sind Echtzeitdaten an verschiedenen Punkten des Stromnetzes erforderlich. Und sobald Agglomeration und Innovation aus irgendeinem Grund an einem bestimmten Ort beginnen, entstehen tendenziell positive Rückkopplungsschleifen.

Können andere Mitglieder, insbesondere in Südeuropa, aufholen? Möglicherweise ja, nicht zuletzt angesichts der rapide fallenden Kosten der Stromerzeugung aus Solarenergie.[1]Insbesondere Spanien verfügt über großes Potenzial, nicht nur weil das Land viel Sonne hat, sondern auch weil es in weniger besiedelten Gebieten jede Menge relativ günstigen Bauraum für Rechenzentren gibt.[2] Um dieses Potenzial auszuschöpfen muss allerdings nicht nur die physische, sondern auch die technische, rechtliche und kommerzielle „Infrastruktur“ geschaffen werden – keine leichte Aufgabe in einem politisch polarisierten Land. So oder so verändern erneuerbare Energien bereits heute Europas Wirtschaftsgeografie, und zwar weit über die alten Industriegürtel Europas hinaus. Die Anleger sollten diese Entwicklungen im Blick behalten.

Read more

Discover more

1. The Economist, June 20, 2024, „Sun machines: Solar, an energy source that gets cheaper and cheaper, is going to be huge”, verfügbar unter: Sun Machines | The Economist

2. Bloomberg, 2024-07-25, “Data Centers Are Becoming Political Tool for Spain’s Government”

CIO View