Investoren, die in den letzten Jahrzehnten auf den Technologiesektor setzten, sind erfolgsverwöhnt. Selbst beim Einstieg zum schlechtesten Zeitpunkt in den Nasdaq Composite Index (März 2000), hätten sie bis heute im Schnitt fünf Prozent Jahresrendite erzielt. Wer hingegen auf breiten Markt setzt, hat erst seit Ende 2021 Oberwasser. Seither schneiden die Technologiewerte unterdurchschnittlich ab, hauptsächlich aus drei Gründen: steigende Zinsen[1], geringere IT-Nachfrage nach Covid-19 und geopolitische Spannungen, die zu Sanktionen im Technologiebereich führten. Obwohl Tech-Werte 2022 die schlimmste Korrektur gegenüber dem Gesamtmarkt seit dem Platzen der Dotcom-Blase erlebten, leiden sie auf hohem Niveau: auch dank ihrem überdurchschnittlichen Abschneiden dieses Jahr kosten sie wieder rund 40 Prozent mehr als der Gesamtmarkt[2]. Das hat jedoch mehr mit den Markttechniken und Sparprogrammen als mit fesselnden neuen Wachstumsfeldern zu tun.
Hier kommt die generative künstliche Intelligenz (GKI) ins Spiel, deren Vorstellung von einem führenden Technologie-CEO als "sehr großer Moment für die Computerindustrie" bezeichnet wurde. GKI bezieht sich auf eine Klasse von Modellen des maschinellen Lernens, die darauf ausgelegt sind, Muster in den zugrundeliegenden Daten so zu erfassen, dass sie neue Daten erstellen (generieren) können, die dem ursprünglichen Datensatz plausibel entsprechen.
Kursentwicklung IT-Sektor vs. globale Aktien
Indexiert: 30.06.1998 = 100
Quelle: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 29.03.2023
Als OpenAI im November 2022 seinen Chatbot ChatGPT auf den Markt brachte, dauerte es nur fünf Tage, bis er eine Million Nutzer erreichte. Seitdem haben zahlreiche Unternehmen angekündigt, ähnliche Chatbots einzuführen. Dies könnte sich als "iPhone-Moment" herausstellen, in dem GKI-Daten demokratisiert und eine Fülle von kommerziellen Anwendungsfällen ermöglicht. Natürlich werten einige dies als Hype[3]und zeigen auf die Anlaufschwierigkeiten. Doch wir sehen das anders, positiv.
Die Verfügbarkeit großer Datensätze, die Einführung neuer Trainingstechniken für generative Modelle und die rasche Zunahme der Rechenleistung (Grafikprozessoren haben die Entwicklung von GKI massiv beschleunigt). Wir glauben, dass Unternehmen, die schnellere Halbleiter oder Netzwerk-konnektivität entwickeln, vom Wachstum der GKI besonders profitieren können. GKI kann nicht nur Texte, sondern auch Musik, Bilder, Videos und Sprache erschaffen. Ebenso lassen sich Fälschungen ("deep fakes") erzeugen, aber zum Glück auch erkennen. Verschlüsselungsprogramme, aber auch Kodierungs- und Designprozesse von Software- und Chip-Herstellern können durch GKI optimiert werden.
Wir glauben, dass eine Vielzahl neuer Anwendungen und Unternehmen rund um GKI entstehen und das Wachstum vorantreiben werden. In (vor allem entwickelten) Ländern mit nachlassenden Wirtschaftswachstumsraten werden Firmen mit einem strukturellen Wachstumsprofil weiterhin gefragt sein. Wir erwarten, dass der IT-Sektor sein überdurchschnittliches Wachstum fortsetzen wird, und sich kein Aktienanleger dem entziehen kann. Aber nicht um jeden Preis.