29. Nov. 2023 Renten

Anleihen – starkes Jahr voraus

Nach langer Durstrecke könnte 2024 das Jahr der Anleihen werden. Das Risiko steigender Inflationsraten ist nicht zu leugnen, aber hohe Renditen bilden einen Puffer - vor allem bei Unternehmensanleihen.

Kann denn Anlegen wirklich so einfach sein? Es ist gerade einmal zwei Jahre her, da warfen die meisten Staatsanleihen in Europa und den USA kaum oder sogar negative Renditen ab. Heute winken Staatsanleihen in den USA mit fast fünf, in Deutschland mit fast drei, und selbst in Japan mit fast einem Prozent Rendite. Eine Zinsprämie gibt es, wenn man in (Staats-) Anleihen anderer Länder oder von Unternehmen investiert. Kein Wunder, dass es schon länger heißt: Anleihen sind zurück.

Doch so einfach ist Anlegen natürlich nicht. Schließlich sahen Anleihen schon Anfang 2023 wieder attraktiv aus, nachdem sie einen ihrer schwersten Abstürze der Nachkriegsgeschichte erlitten hatten[1]. Guter Einstiegspunkt? Nein, denn zumindest einige längerfristige Staatsanleihen könnten dieses Jahr erneut Verluste einfahren. Schuld daran ist die US-Zentralbank, die ein „higher for longer“ für die Leitzinsen ausrief, nachdem sich Inflationszahlen und Wirtschafts- und Arbeitsmarkt robuster als gedacht zeigten. Und auch wenn die großen Zentralbanken zum Jahresende hin ihre Leitzinsen nicht mehr anhoben, ließen sie es doch offen, ob dies nicht doch noch einmal 2024 erforderlich werden könnte. So ärgerlich all das für die Investoren der frühen Stunde war, so legt es unserer Meinung nach die Grundlage für ein gutes Anleihejahr 2024.

Neben der Rendite auch auf die Laufzeit gucken


Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 13.11.2023

Gute Rahmenbedingungen für Anleihen 2024

Wir sind alles andere als euphorisch, was den globalen Wirtschaftsausblick für die nächsten zwei Jahre angeht. So mild der jetzige Wirtschaftsabschwung unserer Meinung nach verlaufen sollte, so mau dürfte der anschließende Aufschwung ausfallen. Die Inflation sehen wir Ende 2024 bei unter 3 Prozent, womit sie sich der Komfortzone der Zentralbanken Fed und EZB zumindest annähert. Für Anleihen ergibt all das ein sehr positives Umfeld. Einerseits droht kein weiterer Kursverlust über weitere Zinserhöhungen. Ab Mitte 2024 könnten sogar Zinskürzungen und damit Kursgewinne winken. Andererseits erwarten wir auch keinen Druck auf Unternehmensanleihen, wie man ihn in richtigen Rezessionen befürchten müsste[2].


Welche Laufzeiten wählen?

Die Wahl der optimalen Laufzeit hängt stark von den Zinserwartungen ab. Längere Laufzeiten bieten sich in einem rückläufigen Zinsumfeld an, kürzere Laufzeiten hingegen, wenn man neue Zinssprünge erwartet. In einem Umfeld, in dem sich auch Zentralbanken von Datenpunkt zu Datenpunkt hangeln und die US-Renditen auch aufgrund der Sorgen vor dem hohen Refinanzierungsbedarf des Staates weiter volatil bleiben, vermeiden wir übermäßiges Risiko und präferieren Laufzeiten von zwei bis sieben Jahren[3].


Regionen und Emittenten

Neben Staatsanleihen mit mittlerer Laufzeit mögen wir auch Unternehmensanleihen, aufgrund des Risiko-Renditeprofils vor allem den Investmentgrade-Bereich. Im Hochzinsbereich (HY) ziehen wir Europa den USA vor. In Schwellenländern steigert eine Vielzahl von Wahlen das Einzelländerrisiko noch über das höhere geopolitische Risiko hinaus, weshalb wir hier selektiv bleiben. Wir sehen das Ende der starken Dynamik bei Dollaraufwertung und US-Renditesteigerungen aber als positiv für diesen Bereich.

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2. Was nicht heißt, dass wir nicht von steigenden Insolvenzraten bei den schwächer aufgestellten Firmen ausgehen.

3. Wie sich die Laufzeiten (genauer: die Duration) und die laufende Rendite auf das Verlustrisiko auswirken, zeigen folgende Beispiele: 30-jährige Bundesanleihen würden bei einer Zinserhöhung um 1% einen Kursverlust von fast 20% hinnehmen müssen. Bei einer laufenden Rendite von 3% einen Gesamtverlust von über 15%. Europäische Hochzinsanleihen hingegen haben eine durchschnittliche Restlauzeit von nur drei Jahren und werfen aktuell eine Rendite von fast acht Prozent ab. Eine 1-%-Zinserhöhung würde hier die Rendite lediglich von 8 auf 5% reduzieren.

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