Die Zusammenstellung eines guten, geschweige denn eines objektiv optimalen Portfolios ist keineswegs leicht. Bei der Zusammenstellung des Portfolios muss unter anderem den Umständen, Anlagezielen und Beschränkungen des Anlegers Rechnung getragen werden. Hinzu kommt das Problem, dass historische Beobachtungen, wenn überhaupt, nur begrenzte Aussagekraft für die Zukunft haben.[1] Alle Modelle – ob im Finanzwesen oder in der Wissenschaft – haben ihre Grenzen und neigen dazu, unter bestimmten Rahmenbedingungen zu scheitern. Umso wichtiger ist es, "zu versuchen, bekannte Risiken zu verstehen und so viele Unbekannte wie möglich zu erforschen". So beschreibt James Weatherall in seinem ausgezeichneten Buch die Ursprünge und Anwendungen moderner quantitativer Finanzmodellierung .[2]
Bitcoin: hohe Preisvolatilität und konvergente Emission
Quellen: CoinMetrics, DWS Investment GmbH; Stand: 24.11.2023// * Obergrenze für Bitcoin-Emissionen beträgt 21 Millionen
Dieser Hinweis ist insbesondre für Investoren, die eine Diversifizierung durch alternative und noch relativ unerprobte Anlageklassen wie Kryptowährungen anstreben, von großer Bedeutung. Über das Potenzial der zugrunde liegenden Blockchain-Technologie gibt es viel zu sagen.[3] Für die Asset-Allokation eines Anlegers müssen technische und historische Details jedoch in den Kontext der zugrunde liegenden wirtschaftlichen Merkmale von Kryptowährungen gestellt werden.
Ein zentrales Merkmal aller Kryptowährungen ist ihr Angebot. So ist beispielsweise das Angebot an Bitcoin fest auf 21 Millionen Stücke begrenzt, wobei der Zeitplan für die Ausgabe (siehe Grafik) transparent durch das Bitcoin-Protokoll geregelt ist.
Es sei jedoch gesagt, dass andere Kryptowährungen wie Ethereum einen anderen Aufbau und ein anderes Wertversprechen haben als Bitcoin. Unabhängig von den Feinheiten einzelner Kryptowährungen hat die zugrundeliegende Blockchain-Technologie sicherlich viel Potenzial, vor allem als Basisinfrastruktur für potenzielle Token-basierte Finanzmärkte in der Zukunft. Was die Bedeutung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel angeht, so sind wir der Meinung, dass es noch zu viele Unsicherheiten gibt, als dass Kryptowährungen eine wesentliche Rolle spielen könnten – zumindest in den Industrieländern.[4]
Bis Kryptowährungen weiter ausgereift sind und solange deren Preise sehr volatil bleiben, dürfte der Einsatz von Kryptowährungen zur Risikodiversifizierung innerhalb eines traditionellen Portfolios in erster Linie für erfahrene, institutionelle Anleger interessant sein. Diese verfügen über die erforderlichen Ressourcen und Fähigkeiten, um Berechnungen für zunächst relativ kleine Allokationen durchzuführen.[5] Für Privatkunden liegt das Potenzial von Kryptowährungen weniger in einer sorgfältig kalibrierten Portfoliooptimierung. Vielmehr bieten diese eine relativ erschwingliche Möglichkeit, sich gegen Unsicherheiten abzusichern, die erst im Nachhinein erkennbar werden. Kryptowährungen könnten insbesondere eine Möglichkeit sein, sich indirekt am dynamischen Technologiesektor oder an den vielen sich bereits abzeichnenden längerfristigen Veränderungen der Kapitalmarktinfrastruktur zu beteiligen. Solche Ungewissheiten gehen über die traditionellen ökonomischen Risikokonzepte, die anhand von vergangenen Beobachtungen genau eingeschätzt und quantifiziert werden können, hinaus. Eben dies verleiht Kryptowährungen aus unserer Sicht in einer nicht nur riskanten, sondern auch unsicheren Welt ihren Wert.