Marktüberblick
Das überragende Thema für diesen Marktrück- und ausblick ist wenig überraschend die US-Wahl. Sie prägte sowohl den Oktober und wird auch deutliche Spuren im November hinterlassen. Wir werden im Ausblick näher darauf eingehen. Hier sei nur vorab vermerkt, dass sich die Republikaner besser als erwartet geschlagen haben und es nunmehr in Washington mehr nach Stillstand als nach Aufbruch aussieht.
Auch ohne die Wahl sparte der Oktober nicht an bemerkenswerten Nachrichten und Entwicklungen. An erster Stelle steht natürlich das unbändige Anrollen der zweiten Covid-Welle insbesondere in Europa, wo gegen Ende des Monats die meisten Länder eine mehr oder weniger starke Form des Lockdowns einführten. Auch die USA verzeichneten bei den Neuansteckungen neue Rekordwerte, während täglich fast 1,000 Tote im Zusammenhang mit Covid zu bedauern sind. Donald Trump hingegen überraschte die Öffentlichkeit mit einer sehr rapiden Genesung seiner Covid-Erkrankung, die ihm eine rasche Wiederaufnahme seiner Wahlkampftätigkeiten ermöglichte. In Bezug auf Impfstoffe gab es positive sowie negative Meldungen, in Summe wird nun mit einer Markteinführung im ersten Halbjahr 2021 gerechnet. Die flächendeckende Verteilung dürfte sich jedoch über ein Jahr hinziehen, sodass vorerst mehr Hoffnung auf eine bessere Verfügbarkeit von Test- und Nachverfolgungsmöglichkeiten ruht.
Von volkswirtschaftlicher Seite hielt der Oktober in Summe positive Überraschungen parat. So fielen zahlreiche Bruttoinlandsprodukt (BIP) Zahlen für das dritte Quartal besser als gedacht aus, was zeigt, wie gut und schnell es vielen Ländern gelungen ist, ihre Wirtschaften wieder hochzufahren. Wie zu erwarten, konnte China die eindrucksvollsten Zahlen vorlegen, ein BIP-Wachstum von über zwei Prozent für das laufende Jahr scheint nunmehr möglich. Auch die Einkaufsmanagerindizes zeichneten rund um den Globus ein positives Bild, und das obwohl sie teils bereits erhoben wurden, als die ersten Lockdown-Ankündigungen schon erfolgt waren. Der Oktober stand zudem auch im Zeichen der Quartalsberichterstattung. Insbesondere die US-Technologieunternehmen präsentierten sehr starke Zahlen. An der Börse wurde das jedoch nicht immer honoriert, da die Ausblicke mehrfach eine deutliche Verlangsamung der Erholungsdynamik beinhalteten.
Überhaupt versetzte der Oktober den Kapitalmärkten einen ordentlichen Dämpfer, was man allerdings auch vor dem Hintergrund der vorigen Rally sehen muss. Aktien fuhren auch aufgrund einer sehr schwachen Schlusswoche ihr schlechtestes Ergebnis seit März ein, was sich auch in einer stark erhöhten Volatilität zeigte. Europas Börsen zeigten sich besonders schwach (Dax - 9,4 Prozent), die US-Börsen gaben etwas mehr als zwei Prozent nach, während sich Asiens Märkte robust zeigten (Hang Seng Index + 2,8 Prozent). Dafür konnten im Gegensatz zu den USA die Rentenpapiere in Europa zulegen, nicht zuletzt da die Europäischen Zentralbank (EZB) klare Hinweise auf umfangreichere Unterstützung im Dezember gab, was die Renditen drückte. Unter den Rohstoffen fiel insbesondere der Preisrückgang in Höhe von elf Prozent bei der Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) ins Auge. Hier spiegelten sich nicht zuletzt eingetrübte Wirtschaftswachstumsaussichten aufgrund der neuen Lockdown-Maßnahmen.
Ausblick und Änderungen
Allein der ereignisreiche Oktober, in dem zudem die Aktienbörsen erst zulegten, um dann stark einzubrechen, lieferte gute Gründe für Anpassungen in einzelnen Anlageklassen. Dazu kommt nun noch die Wahl. Das amtliche Endergebnis wird auf sich warten lassen, wir gehen zum Zeitpunkt des Schreibens von einem Sieg Bidens bei einer republikanischen Mehrheit im Senat aus.
Wir betonen in solchen Zeiten jedoch immer wieder gerne, dass Marktbewegungen im unmittelbaren Umfeld einer Wahl nicht überinterpretiert werden sollten. Denn welchen Wahlausgang der Markt wann und mit welcher Wahrscheinlichkeit einpreist, ist nur schwer nachzuvollziehen. Wir würden folgende Aussagen zur Wahl machen: Ein relativer Stillstand statt eines klaren Neuanfangs scheint sehr wahrscheinlich. Das begrenzt die Chancen auf ein umfangreicheres Stimulus-Paket, mindert aber aus Anlegersicht auch die Risiken eines dramatischen Wechsels der Wirtschaftspolitik. Sollten weniger Impulse seitens der Fiskalpolitik kommen, könnte sich die US-Federal Reserve gezwungen sehen, für diese zu sorgen. Die unmittelbare Reaktion der US-Aktienmärkte kurz nach Beginn der Auszählung zeigte unserer Meinung nach an, wie wichtig den Anlegern die Aussicht darauf ist, dass sich am Steuerregime, aber auch den Regulierungsrücknahmen Trumps wenig ändern wird. Doch es könnte noch Monate brauchen, bevor sich die Anleger ein konkretes Bild davon machen können, welche Prioritäten die neue Administration wirklich haben wird. Von daher empfiehlt es sich sicherlich, mit gewissen Anlageentscheidungen zu warten, bevor es mehr Klarheit über die politische Ausrichtung der USA in den kommenden vier Jahren gibt. Auch einige unserer Positionierungen könnten wir im weiteren Verlauf des Monats noch ändern.
Anleihen
Woran sich unserer Meinung nach, unabhängig vom neuen politischen Tableau in den USA, ebenfalls wenig ändern dürfte, ist die weiterhin stark unterstützende Ausrichtung der Zentralbanken, welche das Niedrigzinsumfeld vorerst weiter garantieren dürften. Damit könnten mögliche Preisschwankungen im Nachklang der Wahl interessante Möglichkeiten schaffen. Insbesondere bei Unternehmensanleihen im Hochzinssegment in Europa und den USA, aber auch in ausgewählten Schwellenländern. Die Wahl ändert wenig an unserer Einschätzung zehnjähriger US-Staatsanleihen, für die wir weiterhin Renditen unterhalb von einem Prozent erwarten.
Beim Währungspaar Euro/Dollar erwarten wir weiterhin Volatilität, doch halten an unserem Ausblick eines tendenziell leicht stärkeren Dollars aufrecht.
Aktien
Unabhängig vom Wahlausgang haben wir im Laufe des Monats unsere Einschätzung für die Schwellenländer auf positiv erhöht. Der bessere Umgang mit der Pandemie sorgt insbesondere in Asiens Schwellenländern für einen Vorsprung bei der weiteren wirtschaftlichen Erholung gegenüber vielen anderen Regionen. Konkrete Re-Positionierungen innerhalb der Sektoren aufgrund des Wahlausgangs halten wir für verfrüht, auch wenn tendenziell der Umstand, dass die Demokraten wohl nicht durchregieren werden können, etwas Druck von Sektoren wie Energie, Technologie und Gesundheit nehmen könnte.
Alternative Anlagen
Das bisherige Wahlergebnis sieht erstmal noch neutral aus. Viel wird aber nicht nur vom nächsten Präsidenten, sondern auch von seinen Ernennungen für das Kabinett abhängen. Selbst bei den reibungslosesten Wahlkämpfen dauert das normalerweise eine Weile.
Die Multi-Asset-Perspektive
Die US-Wahl hat uns sicherlich vorerst nicht die Sicherheit geliefert, auf die wir im Vorfeld gehofft hatten. Andererseits könnte uns eine aufflammende Marktnervosität auch Chancen bieten, da wir grundsätzlich an unserem konstruktiven Bild festhalten. Im unmittelbaren Nachklang zur Wahl scheint aber der Großteil der Anleger bereit zu sein, die positiven Aspekte des Wahlausgangs in den Mittelpunkt zu rücken. Die Wahl läuft mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine geteilte Regierung (Biden Präsident, republikanischer Senat) hinaus. Das Ausbleiben eines schuldenfinanzierten größeren Stimulus-Pakets spräche für sich für einen geringeren Aufwärtsdruck der US-Renditen als vielleicht zuvor befürchtet. Aus Portfoliosicht denken wir jedoch, dass die Diversifikationskomponente vor allem länger laufender Staatsanleihen weiterhin für sie spricht. Ansonsten richtet sich unsere Positionierung weiter auf eine graduelle Verbesserung der wirtschaftlichen Lage trotz des momentanen Rückschlags durch die zweite Covid-Welle aus.
Rückblick auf wichtige Anlageklassen
Gesamtertrag seit Jahresbeginn und im vergangenen Monat
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 31.10.2020
Taktische und strategische Signale
Anleihen
Rates | 1 bis 3 Monate | bis September 2021 |
---|---|---|
US-Staatsanleihen (2 Jahre) | ||
US-Staatsanleihen (10 Jahre) | ||
US-Staatsanleihen (30 Jahre) | ||
Deutsche Bundesanleihen (2 Jahre) | ||
Deutsche Bundesanleihen (10 Jahre) | ||
Deutsche Bundesanleihen (30 Jahre) | ||
UK-Staatsanleihen (10 Jahre) | ||
Japanische Staatsanleihen (2 Jahre) | ||
Japanische Staatsanleihen (10 Jahre) |
Spreads | 1 bis 3 Monate | bis September 2021 |
---|---|---|
Spanien (10 Jahre)[1] | ||
Italien (10 Jahre)[1] | ||
US-Investment-Grade-Anleihen | ||
US-Hochzinsanleihen | ||
EUR-Investment-Grade-Anleihen[1] | ||
EUR-Hochzinsanleihen[1] | ||
Asien-Unternehmensanleihen | ||
Schwellenländer-Unternehmensanleihen | ||
Schwellenländer-Staatsanleihen |
Besicherte & spezielle Bonds | 1 bis 3 Monate | bis September 2021 |
---|---|---|
Covered Bonds[1] | ||
US-Kommunalanleihen | ||
US-Mortgage-Backed-Securities |
Währungen | ||
---|---|---|
EUR vs. USD | ||
USD vs. JPY | ||
EUR vs. JPY | ||
EUR vs. GBP | ||
GBP vs. USD | ||
USD vs. CNY |
Aktien
Regions | 1 bis 3 Monate[2] | bis September 2021 |
---|---|---|
USA[3] | ||
Europa[4] | ||
Eurozone[5] | ||
Deutschland[6] | ||
Schweiz[7] | ||
Vereinigtes Königreich (UK)[8] | ||
Schwellenländer[9] | ||
Asien ex Japan[10] | ||
Japan[11] |
Anlagestil |
|
---|---|
Nebenwerte USA[23] | |
Nebenwerte Europa[24] |
Legende
Taktische Sicht (1 bis 3 Monate)
- Die taktische Sicht basiert auf der Kursentwicklung der Anleihen.
- Positiver Ausblick
- Neutraler Ausblick
- Negativer Ausblick
Strategische Sicht bis September 2021
- Bei Staatsanleihen basiert die strategische Sicht auf der Kursentwicklung der Anleihen.
- Bei Unternehmensanleihen, besicherten und speziellen Bonds sowie Schwellenländer-Anleihen in US Dollar beziehen sich die Signale auf einen optionsadjustierten Spread zu US-Staatsanleihen. Bei in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Spread zu Bundesanleihen. Die Entwicklung des Spread sowie die Zinsentwicklung bei Staatsanleihen beeinflussen den Anleihewert. Investoren, die rein von der Entwicklung des Spread profitieren wollen, müssen sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern.
- Die Farben signalisieren das Ertragspotenzial für Long-Only-Investoren
- Positives Ertragspotenzial
- Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
- Negatives Ertragspotenzial
Appendix: Wertentwicklung der vergangenen 5 Jahre (12-Monats-Perioden)
10/15 - 10/16 | 10/16 - 10/17 | 10/17 - 10/18 | 10/18 - 10/19 | 10/19 - 10/20 | |
---|---|---|---|---|---|
Asien-Unternehmensanleihen |
7,8% |
3,4% |
-2,5% |
12,6% |
5,0% |
Covered bonds |
2,8% |
0,0% |
-0,2% |
3,8% |
1,3% |
Dax |
-1,7% |
24,0% |
-13,5% |
12,4% |
-10,2% |
Deutsche Bundesanleihen (10 Jahre) |
3,8% |
-0,3% |
0,8% |
6,2% |
1,6% |
Deutsche Bundesanleihen (2 Jahre) |
0,1% |
-0,4% |
-0,6% |
-0,6% |
-0,5% |
Deutsche Bundesanleihen (30 Jahre) |
8,5% |
-3,9% |
3,3% |
16,3% |
5,2% |
Euro Investment Grade |
5,1% |
2,3% |
-1,2% |
6,1% |
1,2% |
Euro Stoxx 50 |
-7,0% |
24,2% |
-10,0% |
17,0% |
-15,7% |
Euro-Hochzinsanleihen |
7,1% |
7,8% |
-1,3% |
5,2% |
-0,2% |
FTSE 100 |
13,8% |
12,1% |
-0,9% |
6,4% |
-20,4% |
Italien (10 Jahre) |
1,9% |
1,9% |
-8,3% |
22,3% |
3,9% |
Japanische Staatsanleihen (10 Jahre) |
3,0% |
-0,8% |
0,0% |
2,5% |
-1,3% |
Japanische Staatsanleihen (2 Jahre) |
0,3% |
-0,3% |
-0,1% |
0,0% |
-0,3% |
MSCI AC Asia ex Japan Index |
6,6% |
30,4% |
-13,6% |
13,2% |
15,9% |
MSCI AC World Communication Services Index |
-2,9% |
1,1% |
-7,8% |
13,1% |
14,5% |
MSCI AC World Consumer Discretionary Index |
-4,3% |
19,4% |
1,2% |
12,8% |
23,1% |
MSCI AC World Consumer Staples Index |
1,7% |
5,8% |
-2,9% |
10,6% |
-2,5% |
MSCI AC World Energy Index |
2,1% |
6,5% |
1,2% |
-9,5% |
-44,8% |
MSCI AC World Financials Index |
-2,9% |
27,2% |
-8,6% |
6,0% |
-20,4% |
MSCI AC World Health Care Index |
-8,9% |
17,2% |
5,9% |
8,4% |
8,7% |
MSCI AC World Industrials Index |
3,2% |
23,8% |
-7,5% |
12,1% |
-3,7% |
MSCI AC World Information Technology Index |
9,2% |
38,7% |
2,9% |
20,8% |
31,6% |
MSCI AC World Materials Index |
10,1% |
25,1% |
-10,3% |
4,2% |
4,3% |
MSCI AC World Real Estate Index |
-0,3% |
8,8% |
-7,2% |
18,8% |
-18,1% |
MSCI AC World Utilities Index |
2,7% |
11,1% |
-5,8% |
17,5% |
-5,1% |
MSCI Emerging Market Index |
9,3% |
26,5% |
-12,5% |
11,9% |
8,3% |
MSCI Japan Index |
3,2% |
17,8% |
-3,6% |
9,2% |
0,3% |
Russel 2000 Index |
2,5% |
26,1% |
0,6% |
3,4% |
-1,5% |
S&P 500 |
4,5% |
23,6% |
7,3% |
14,3% |
9,7% |
Schwellenländer-Staatsanleihen |
11,7% |
6,3% |
-4,4% |
14,3% |
1,0% |
Schwellenländer-Unternehmensanleihen |
10,0% |
6,3% |
-2,3% |
13,6% |
5,0% |
Spanien (10 Jahre) |
6,5% |
1,2% |
1,0% |
11,7% |
2,0% |
Stoxx Europe 600 |
-6,2% |
20,6% |
-5,2% |
14,0% |
-11,4% |
Stoxx Europe Small 200 |
-4,9% |
25,8% |
-5,0% |
12,5% |
-6,0% |
Swiss Market Index |
-9,2% |
22,0% |
1,0% |
17,1% |
-3,0% |
UK-Staatsanleihen (10 Jahre) |
7,2% |
1,1% |
1,2% |
7,9% |
3,2% |
US Investment Grade |
6,9% |
3,2% |
-2,8% |
14,9% |
6,7% |
US-Hochzinsanleihen |
10,1% |
8,9% |
1,0% |
8,4% |
3,5% |
US-Mortgage-Backed-Securities |
-48,0% |
61,5% |
61,9% |
44,1% |
6,1% |
US-Staatsanleihen (10 Jahre) |
4,6% |
-1,8% |
-3,2% |
14,6% |
8,5% |
US-Staatsanleihen (2 Jahre) |
0,9% |
0,2% |
0,2% |
4,6% |
3,2% |
US-Staatsanleihen (30 Jahre) |
8,8% |
-2,4% |
-6,4% |
27,6% |
13,8% |
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 05.11.2020
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
1. Spread bezogen auf deutsche Bundesanleihen
2. Relativ zum MSCI AC World Index
3. S&P 500
6. Dax
8. FTSE 100
9. MSCI Emerging Markets Index
10. MSCI AC Asia ex Japan Index
11. MSCI Japan Index
12. MSCI AC World Consumer Staples
13. MSCI AC World Health Care Index
14.
MSCI AC World Communication
Services Index
15. MSCI AC World Utilities Index
16. MSCI AC World Consumer Discretionary Index
17. MSCI AC World Energy Index
18. MSCI AC World Financials Index
19.
MSCI AC World Industrials
Index
20.
MSCI AC World Information Technology
Index
21. MSCI AC World Materials Index
22. MSCI AC World Real Estate Index
23. Russel 2000 Index relativ zum S&P 500
24.
Stoxx Europe Small 200 relativ
zum Stoxx Europe 600
25.
Relativ zum
Bloomberg Commodity Index