07. Jul 2023 Macro

Europas Einzelhandel überwindet Covid

Nach den Covid-Turbulenzen fängt Europas Einzelhandel an, sich zu stabilisieren. Zusammen mit einem wachsenden Dienstleistungssektor dürfte das Europas Wirtschaft stützen.

Null Prozent. Nach den jüngst publizierten Mai-Zahlen ist der deutsche Einzelhandelsumsatz gegenüber dem letzten vor-Corona Monat, Februar 2020, um genau null Prozent real gewachsen[1]. Nominal sieht das dank Inflation natürlich deutlich besser aus, da wuchs der Umsatz um satte 17 Prozent. Dem Verbraucher hilft das wenig, er hat ja de facto eine unveränderte Menge an Waren bekommen. Was jedoch den durchschnittlichen Deutschen nicht übermäßig zu stören scheint. Seit 1980 sind hier die Einzelhandelsumsätze in 15 von 42 Jahren gegenüber dem Vorjahresschnitt real gesunken. So gesehen ist es beinah schon positiv zu werten, wenn die deutschen Umsätze sich mittlerweile wieder stabilisieren, wie unser „Chart of the Week“ unter anderem zeigt.

Insbesondere wenn man berücksichtig, wie stark sie seit den Hochphasen des Warenkonsums in den Coronajahren eingebrochen sind. Schaut man nur auf den Chart, könnte man es als etwas verwegen abtun, für Deutschland bereits von einer nachhaltigen Stabilisierung zu sprechen. Dass wir sie dennoch erwarten, liegt an einem einfachen Grund: Während die Inflationsraten, insbesondere für Waren, bereits rückläufig sind, kommen viele Arbeitnehmer erst allmählich in den Genuss jener höherer Lohnzahlungen, die in den vergangenen Monaten ausgehandelt worden sind. Damit dürften sich viele von ihnen in den kommenden Monaten einer realen Steigerung der Kaufkraft erfreuen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Rest Europas.

Verschiedene Geschwindigkeiten im europäischen Einzelhandel, real, jährliche Wachstumsrate

Quellen: Haver Analytics Inc, DWS Investment GmbH; Stand: 04.07.2023

Der Chart zeigt ebenfalls, wie sehr sich die Einkaufsdynamiken innerhalb Europas voneinander unterscheiden. Sei es, weil die Schwere der Covid-Einbrüche divergierten, ebenso wie die Entlastungsmaßnahmen in den darauffolgenden Jahren. Oder sei es aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur. Spanien verbindet dabei beide Faktoren: es litt überdurchschnittlich an den direkten und indirekten (Tourismus) Folgen von Corona, profitiert jetzt aber auch entsprechend von der wieder aufkeimenden Reiselust der Europäer. Die sich dann nicht nur im Einzelhandel, sondern auch anderen Konsumsegmenten widerspiegelt, insbesondere den Dienstleistungen. Hier rechnen wir auch weiterhin mit einer stärkeren Erholung als im Einzelhandel. Der private Konsum insgesamt sollte Europa wieder positive Wachstumsraten in den kommenden Quartalen bescheren.

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