29. Nov. 2023 Aktien

Pan-Asien: Regionale Diversifizierung

Dank seiner diversen Stärken bleibt Asien globaler Wachstumstreiber. Ein Blick auf die gesamte Region lohnt sich, auch als Gegengewicht zur Dominanz der US-Aktien.

Der Home-Bias ist ein bekanntes Anlegerverhalten: Man legt bevorzugt in seiner vertrauten Heimatregion an. Und vielleicht noch in den USA, denn hier liegt der größte, liquideste und allgegenwärtige Kapitalmarkt, der zudem seine internationalen Wettbewerber seit Jahren hinter sich lässt – vor allem dank der großen Tech-Werte. Wem deren Bewertung mittlerweile zu hoch ist, und wer sein Portfolio breiter aufstellen will, könnte sich Asien anschauen. Und zwar in der breiten Definition, von Indien bis Australien, einschließlich Japan. Bei so einer breiten Aufstellung geht es nicht darum, auf singuläre, kurzfristige Trends zu setzen. Sondern auf eine strategische Diversifikation als Gegengewicht zu den USA und Europa, für die derzeit zudem auch kurzfristige Faktoren sprechen.


Diversifizierte Globalisierung lässt Asien autarker werden

Egal ob man es „diversifizierte Globalisierung“ oder „Friendshoring“[1] nennt, die Richtung der globalen Warenströme ändert sich seit einigen Jahren, die Regionalisierung nimmt zu. So geht der Handel zwischen China und den USA zurück, während er innerhalb des asiatischen Raums zunimmt. Dazu könnte in Zukunft verstärkt das Handelsabkommen Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) beitragen, das selbst ohne die Teilnahme von Indien 2,2 Milliarden Menschen und 30 Prozent des Welthandels umfasst. Ein Wachstumstreiber ist zudem der steigende Binnenkonsum. Nach Jahren stark ansteigender Einkommen verfügen Asiens aufstrebende Länder über eine breite, konsumkräftige Mittelschicht.

Asiens Aktien habe den USA lange hinterhergehinkt


Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 13.11.2023
* Auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses der nächsten 12 Monate

Wachstum bleibt ohnehin die Stärke dieser Region. Sei es durch anhaltende Industrialisierung wie in China und Vietnam, und/oder durch Bevölkerungswachstum wie in Indien und den ASEAN Staaten.

Der Charme, sich die gesamte Region anzugucken, liegt in den verschiedenen Stärken, die sie vereint. Ob Australiens Rohstoffreichtum und Dienstleistungssektor auf westlichem Niveau, Japans etablierte und vielmals global führende Industrie, Indiens[2] Demografie und aufstrebende Firmen im Tech- und Service-Bereich oder natürlich Chinas anhaltendes Wachstum mit Führungspositionen in Zukunftssektoren wie etwa Erneuerbare Energien.[3] Zwar durchlebt das Land unter anderem aufgrund der Immobilienkrise und dem anhaltenden Disput mit den USA gerade eine Schwächephase. Doch der Umstand, dass viele westliche Firmen ihre Abhängigkeit von China herunterfahren wollen, kommt wiederum oftmals Chinas aufstrebenden Nachbarländern zugute. Überhaupt können Anleger, die sich aufgrund der Regulierung im dortigen Kapitalmarkt nicht wohlfühlen, über die Nachbarländer, insbesondere Japan und Südkorea, an Chinas Wirtschaftsgröße und -wachstum partizipieren.

Kurzfristig spricht ebenfalls einiges für die Region. Der Gegenwind aus stark aufwertendem Dollar und steigenden US-Zinsen ebbt dieses Jahr ab; nach einem schwierigen Jahr sollte China langsam wieder in Tritt kommen, und vor allem zeigt sich Japan derzeit von einer sehr guten Seite: erstmals seit langem steigen Löhne und Inflation wieder und legen die Unternehmen bei ihrer Restrukturierung an Tempo zu. Letztlich spricht nicht nur für Japan, sondern für die ganze Region, dass internationale Anleger nach wie vor noch deutlich untergewichtet sind, obwohl der Bewertungsabschlag zum S&P 500 nahe seinem historischen Hoch ist.

Hier weitere Themen entdecken

29. Nov. 2023 Macro

10 Themen für das Jahr 2024

CIO View Spezial
29. Nov. 2023 Macro

Female Finance: die Vorzüge der Diversität

Warum alle davon profitieren, wenn mehr Frauen im Finanzwesen arbeiten, mehr Frauen aktive Anlegerinnen werden und den Gefahren des Gruppendenkens durch Diversität begegnet wird.
29. Nov. 2023 Macro

Kryptowährungen: die Portfolio-Perspektive

Als relativ junge Anlageklasse könnten Kryptowährungen in einer nicht nur riskanten sondern auch unsicheren Welt eine interessante Portfolioergänzung darstellen
29. Nov. 2023 ESG

Elektrifizierung: Das Innovationsdilemma

Aktuelle Pläne zur Nutzung erneuerbarer Energien als effiziente Lösung zur Verringerung der Treibhausgasemissionen könnten so manches etablierte Geschäftsmodell ins Wanken bringen.
29. Nov. 2023 Aktien

Indien: Die Versprechen werden gehalten

Indiens strukturelle Stärken (Demografie und Demokratie) sind bekannt. Wirtschaftsfreundliche Politik und ein starker Dienstleistungssektor runden das positive Bild ab.
29. Nov. 2023 ESG

Nachhaltiges Wachstum durch Kreislaufwirtschaft

Weshalb der Weg zu einer CO2-neutralen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologisch zwingend ist, sondern auch gewinnbringend sein kann.
29. Nov. 2023 Renten

Anleihen – starkes Jahr voraus

Nach langer Durstrecke könnte 2024 das Jahr der Anleihen werden. Das Risiko steigender Inflationsraten ist nicht zu leugnen, aber hohe Renditen bilden einen Puffer - vor allem bei Unternehmensanleihen.
29. Nov. 2023 Aktien

Qualität: Ein Leitfaden für Aktieninvestoren

Theoretisch sind Investitionen in Qualitätsaktien in einer unsicheren Welt durchaus sinnvoll. In der Praxis erfordert dies ein hohes Maß an Geschick und Mühe
29. Nov. 2023 Alternative Anlagen

Immobilien – wann glänzt Betongold wieder?

Höhere Zinsen belasten sowohl Wohn- als auch Gewerbeimmobilien, aber die Fundamentaldaten sind solide.
29. Nov. 2023 Künstliche Intelligenz

Investieren im Zeitalter künstlicher Intelligenz

Welche Kriterien bei der Identifikation langfristiger Nutznießer von KI helfen könnten – und welche nicht

1. Friendshoring bezeichnet eine Unternehmensstrategie, bei der die Produktion an diplomatisch befreundete oder verbündete ausländische Standorte verlagert wird

2. Siehe zu Indien auch: 10 Themes | Indien: Die Versprechen werden gehalten

3. Siehe China: Einbruch oder Umbruch? (dws.com)

CIO View